Schuldig oder nicht? Opfer, Täter, Schuldige. Die Frage nach der Schuld zeigt sich in vielen Geschichten, die die Menschen seit buchstäblich biblischen Zeiten begleiten. Die Schuldfrage ist allgegenwärtig. Was immer passiert, die Frage, wer schuldig ist, fehlt heute kaum einmal. Anscheinend lassen sich weder die individuellen noch die gesellschaftlichen Konfliktgeschichten ohne Opfer-Täter/innen-Zuweisungen befrieden.
Schuld, Buße, Vergebung, Versöhnung sind von Anfang an auch zentrale Themen der Religionen. Heute sind das zugleich auch schwierige Themen. Jedenfalls befindet sich die Buß- und Versöhnungspastoral der Kirche augenscheinlich in der Krise und für den Umgang mit Schuld und Scham wird eher der/die Psychotherapeut/in gesucht, denn der Priester. 

Die Katholische Kirche Vorarlberg greift die Frage nach Schuld und Versöhnung am 2. und 3. September beim Herbstsymposion im Bildungshaus St. Arbogast auf und setzt sich in Vorträgen, Gesprächen und Workshops mit ihr auseinander.

Das Thema neu erschließen

„Das Thema Schuld und Versöhnung verdient es, dass wir uns ihm heute ganz neu stellen“, so Pastoralamtsleiter Dr. Walter Schmolly. Es sei ein menschlich existenzielles und zugleich zutiefst religiöses Thema. „Damit die Kirche hier ihren unverzichtbaren Beitrag neu einbringen kann, muss das Thema neu erschlossen werden – von den Menschen und ihren Erfahrungen her, aus der Tradition heraus, im Horizont heutiger Spiritualitäten.“

Herbstsymposion der Katholischen Kirche Vorarlberg

Am Ende des Sommers und vor Beginn des neuen Arbeitsjahres markiert das Herbstsymposion im Bildungshaus St. Arbogast jenen Ort, an dem Jahr für Jahr ein theologisch und gesellschaftlich brennendes Thema aufgerollt wird. In Diskussionen, Impulsreferaten und Workshops formulieren sich jene Gedanken, die als ein Leitmotiv die Arbeit des kommenden Jahres begleiten sollen. Eingeladen sind Priester, Pastoralassistent/innen, Diakone, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sowie alle am Thema Interessierten.

Termin

„Die gute Wende – Zum Umgang mit Schuld und Beschämung“
2. September: 8.30 Uhr bis ca. 18 Uhr
3. September: 9 Uhr bis ca. 17 Uhr
Bildungshaus St. Arbogast, Götzis

Referent/innen und Workshop-Leiter/innen
Em. Prof. Dr. Peter Eicher (Systematischer Theologe und Psychotherapeut, Fribourg – CH), Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (Religionspädagogin und Psychoanalytikerin, Feldkirch), Bischof Dr. Benno Elbs (Theologe und Therapeut, Feldkirch), Brigitte Walk (Schauspielerin, Theaterpädagogin und Regisseurin, Feldkirch), Dr. Nora Bösch (Theologin und Pastoralassistentin), Dr. Ursula Rapp (Direktorin des Instituts für Religionspädagogische Bildung der KPH Edith Stein, Feldkirch), Mag. Stefan Schäfer (Psychotherapeut), Mag. Julia Ritter (Religionslehrerin), Mag. Ruth Berger-Holzknecht (Religionslehrerin)

Programm (Kurzfassung)

2. September
ab 9 Uhr: Kurzfilm, Text, Musik und Theater: Brigitte Walk und Sylvester Uigue

10.45 Uhr: „Die Schmach macht mich krank“ – Vortrag und Gespräch mit Prof. Peter Eicher

ab 14 Uhr: Workshops zu den Themen

• „Ich schäme mich des Evangeliums nicht“
• „Und du, Bibel, was sagst denn du zu Schuld und Vergebung?“
• „Die Liebe, die Musik, der Hass – Sauls Schuld und Gottes Weg“
• Gewaltfreie Kommunikation
• Spiel und bitterer Ernst
• Brauchen Gewalttäter Vergebung? Die Perspektive der Täterarbeit
• „Gnade“ – Spielfilm mit Einführung und Gespräch

16.30 Uhr: Sendungsfeier neuer Mitarbeiter/innen, Gottesdienst mit Bischof Dr. Benno Elbs


3. September

Schuld, Süde und Vergebung
9 Uhr: Die entwicklungspsychologische und psychotherapeutische Perspektive – Vortrag und Gespräch mit Prof.. Helga Kohler-Spiegel
10.55 Uhr: Die gute Wende. Kommunikation, die heilt – Vortrag und Gespräch mit Prof. Peter Eicher

Kirchliche Orte der Vergebung
14 Uhr: Thesen zur Bußpastoral heute – mit Prof. Helga Kohler-Spiegel, Prof. Peter Eicher und Bischof Benno Elbs
ab 14.40 Uhr: Open space – Workshops
ab 16 Uhr: Abschluss und Reisesegen