Interview mit Finanzkammerdirektor MMag. Andreas Weber

Die in Vorarlberg lebenden Katholikinnen und Katholiken sorgen mit ihren Kirchenbeiträgen für den Erhalt vieler sozialer und spiritueller Angebote. Beispielsweise werden Caritas, Ehe- und Familienzentrum, die zwei großen Bildungshäuser und viele andere, oft weniger bekannte Einrichtungen durch die Kirchenbeiträge finanziert. Anlässlich der Veröffentlichung jüngster Entwicklungen hinsichtlich der Katholikenzahlen wie Taufen, Wiedereintritte, Austritte sprachen wir mit dem Finanzkammerdirektor der Diözese Feldkirch, MMag. Andreas Weber über das Budget für das laufende Jahr 2009.

Die vorläufigen Katholikenzahlen für 2008 zeigen eine erfreuliche Zunahme bei den Wiedereintritten, aber auch, dass in Vorarlberg immer weniger KatholikenInnen leben. Wie wirkt sich dieses Faktum auf das Budget der Diözese Feldkirch aus?

MMag. Weber: Dass uns durch dieses Faktum Kirchenbeitragseinnahmen fehlen, liegt auf der Hand. Uns sind aber zwei andere Aspekte des Kirchenaustritts viel wichtiger: erstens und vor allem schmerzt jeder, der geht, weil er oder sie die Stärkung und Ermutigung der Kirche nicht sieht und nicht nutzt. Zweitens habe ich als Direktor der Bischöflichen Finanzkammer in diesem Zusammenhang ein großes Anliegen: wir wollen möglichst verhindern, dass Menschen wegen des Kirchenbeitrags der Kirche den Rücken kehren. Das gelingt uns oft, wenn wir in Gesprächen die Gelegenheit haben zu zeigen, was wir mit dem Kirchenbeitrag alles leisten. Es gelingt uns auch dann, wenn wir mit den Beitragszahlern mit Berücksichtigung spezieller persönlicher Umstände einen fairen und gerechten Kirchenbeitrag ermitteln.

Wo liegen im Jahr 2009 die budgetären Hauptanliegen?

MMag. Weber: Grundsätzlich überlegen wir bei jeder Ausgabe, ob dies auch zum Wohle der Menschen in Vorarlberg ist. Jährlich setzen wir pastorale Schwerpunkte, die auch eine finanzielle Basis benötigen. So haben wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Caritas das diözesanweite Projekt „Folge Deinem Herzen“ mit vielen Aktivitäten und Veranstaltungen erlebt. In diesem Jahr steht das sogenannte Pastoralgespräch im Vordergrund. Dabei werden in breit angelegten Veranstaltungen und mit fachkompetenter Begleitung neu Wege der Pfarrgemeinden gesucht.

Oft wirkt der Kirchenbeitrag jedes Einzelnen in Bereichen, die nicht so bekannt sind. Können Sie uns ein Beispiel geben?

MMag. Weber: Ich kann Ihnen viele Beispiele geben für Leistungen und Dienste der Kirche, die mit den Mitteln des Kirchenbeitrags ermöglicht werden – was oft nicht gleich erkannt wird. Denken wir nur an die Jugendarbeit in St. Arbogast, an die Ermöglichung von vielseitigen kirchenmusikalischen Aktivitäten, an die Telefonseelsorge und Hospizarbeit oder an die aufwendigen, aber mit viel Weitsicht getätigten Renovierungen kirchlicher Gebäude im ganzen Land, die nicht nur – wenn ich das so sagen darf – Kirchgängern zugute kommen, sondern wesentlich unsere Identität und unser Landschaftsbild prägen.

Langfristig gedacht: wie schätzen Sie die Entwicklung im Beitragsaufkommen ein? Welche Auswirkungen wird das haben?

MMag. Weber: Prognosen sagen, dass wir entsprechend der Anzahl der Katholiken in den nächsten Jahren noch leicht steigende Einnahmen haben werden, die jedoch unter der Inflationsrate liegen. In etwa sieben bis acht Jahren wird das Kirchenbeitragsaufkommen – so die Prognosen -  zurückgehen.

Wir wollen die Herausforderungen für die Zukunft mit Optimismus meistern. Wir wollen weiterhin Menschen, die ehrenamtlich in verschiedensten Bereichen der Kirche dienen, mit ihrem Engagement und ihrer Freude am kirchlichen Dienst gewinnen. Wir sind überzeugt, dass uns die Katholikinnen und Katholiken in Vorarlberg bei aller Veränderung in der Gesellschaft auch weiterhin mit ihrem solidarischen Beitrag die finanzielle Basis für die Erbringung der vielfältigen, kirchlichen Dienste sichern. Nur so können wir das kirchliche Leben in den Pfarren, in unserer Diözese erhalten.

An dieser Stelle möchte ich allen Katholikinnen und Katholiken danken, die ihren Kirchenbeitrag regelmäßig leisten: Vergelt’s Gott!

Danke für das Gespräch.