Bischof Elmar Fischer zum Ostersonntag im Feldkircher Dom.

Von einer „Kultivierung der Kräfte“ spricht Bischof Elmar Fischer in seiner Predigt zum Ostersonntag im Feldkircher Dom und verweist dabei auf die Lernfähigkeit jedes Menschen von seiner Geburt an.

„Für die Apostel und die Jünger Jesu“ sei die Auferstehung ein verwirrendes Ereignis gewesen, so der Feldkircher Diözesanbischof. Wortlaut seiner Predigt:

Damals war Auferstehung zunächst ein für die Apostel und die Jünger verwirrendes Ereignis! Maria von Magdala: „Man hat ihn weggenommen“. Johannes der Apostel glaubt – aber im Satz danach: “sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste“.  Soldaten konnten die Lüge vom Diebstahl des Leichnams verbreiten. Erst allmählich und durch die Geistsendung kamen sie zu ihrer festen Überzeugung. Er ist auferstanden und lebt! 1. Lesung Apostelgeschichte 10, 312ff.

Die Mystiker in der Kirche sind dem nachgegangen: Wie lässt sich Nähe         Gottes erfahren, die Auferstehung in uns? Johannes vom Kreuz: durch die Nacht der Sinne, durch die Nacht des Geistes kann der Mensch in die größere Nähe Gottes finden, sozusagen in den Ostermorgen, wenn auch im – wie er sagt: im dunklen Glauben.

Was meint Johannes? Jeder Mensch muß seine Antriebskräfte ihrem Sinn entsprechend entfalten: ein Kind lernt Ordnung, ein Schüler seine Verstandeskräfte sinnvoll nutzen. Wir alle sollen kultivierte Menschen werden.Das kennen wir im Sinne der Triebintegration, von der diePersönlichkeitspsychologie spricht. Wenn wir diese Vorgänge der Kräftekultivierung im Geist und nach den Vorgaben Jesu vollziehen, dann wird uns dies inneren Auftrieb schenken, unser innerer Mensch wird aufgerichtet, es regt sich Selbstwert und Selbstvertrauen, Zuversicht, Freude. So meldet sich die größere Nähe zu Gott, sie wird deutlich. Im Glauben dürfen wir wissen, dies ist ein erstes Spüren von Auferstehung. Der „neue Mensch“ (Eph 4,24) entfaltet sein Leben in uns!

„Der Stein ist weggewälzt, das Grab ist leer“ ist die Schau des Ostermorgens. Gegen alle Widerstände – auch der Grab-Toten-Wächter – hat er die Befreiung zur „neuen Schöpfung“ durchgezogen. Auf dem Weg der Mystiker sind Ersterfahrungen möglich.

Es sind dies auch Erfahrungen von Lebenserfüllung, nach denen der Mensch von heute bei all den vielerlei gegebenen Möglichkeiten doch stark auf Suche ist.