Die Diözesanwallfahrt hat eine lange Tradition. War zunächst das französische Lourdes das Ziel, so ist es heute Maria Einsiedeln, zu dem sich alljährlich im Mai Hunderte auf den Weg machen – ihre Bitten um eine gute Zukunft aber auch den Dank mit sich tragend. Den hoffnungsvollen Blick in die Zukunft betonte auch Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs in seinen Worten an die WallfahrerInnen.

„Wir dürfen die Augen vor der Wirklichkeit nicht verschließen, und wir müssen das auch nicht. Es gibt diese Versuchung zur Mutlosigkeit. In der Kirche, in der Gesellschaft, in unserem persönlichen Leben. Aber es gibt diese großen marianischen Gnadenmomente, die uns hinein führen in ein Land der Freude und des Heils“, so Diözesanadministrator Benno Elbs, der drei Gnadenmomente exemplarisch für die Hoffnung und den Mut aufzeigte. Es sind die Momente der Versöhnung, der Wandels und des Glaubens und das Moment der Beziehungen.

Ein tödliches Projektil wird zum Schmuckstück der Versöhnung

Man springt über den eigenen Schatten und vergibt. Das ist leicht gesagt und oft so schwer getan. Noch schwerer ist es, wenn ein zugefügtes Leid vergeben werden soll. Und dennoch liegt gerade in dieser Versöhnung menschliche Größe. Als Beispiel erinnerte Elbs an den seligen Papst Johannes Paul II, der jenem Menschen, der ihn töten wollte, vergab und sich mit ihm in der Gefängniszelle versöhnte. „Es ist ihm aus dem Glauben heraus gelungen, diesem Mann, hinter dem vermutlich der russische Geheimdienst in Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten gestanden ist, zu vergeben.“

Das Projektil jener Kugel , die töten sollte, ziert heute noch die Krone der Marienstatue im spanischen Fatima. Elbs: „Ich glaube, dass dieses Symbol – diese Kugel –, die die Mutter Gottes von Fatima in ihrer Krone trägt, dieses große Symbol des Friedens ist in der Welt ist, und es gibt solche Bewegungen in großen und vermutlich auch in kleinen persönlichen Versöhnungsgeschichten. Das ist ein erstes Gnadenmoment, das uns Hoffnung und Freude schenken kann.“

„Wo begegnet uns Gott?“

Das zweite Moment der Gnade ist Marias Glauben an die Botschaft des Engels, in dem sie Gott begegnet. „Das ist die zweite große Frage an uns heute: Wo begegnet uns Gott? Denken wir, dass die Welt, so wie sie heute ist, schlecht ist? Dass die Jugend schlecht ist, das hat übrigens Sokrates vor über 2000 Jahren schon behauptet. Oder sehen wir in der heutigen Welt auch eine Chance?“, positioniert Elbs die Kirche mitten im Heute.

„Glaubend in den Wandel stellen“

„Wir müssen uns glaubend in den Wandel stellen. Der Wandel vollzieht sich in der Kirche, in der Gesellschaft, wo immer wir hinschauen. Was vor 20 bis 30 Jahren üblich war, gilt heute nicht mehr, und das tut uns weh, das macht uns unsicher, das macht uns Angst, das macht uns auch ängstlich oder sogar traurig“, fasst Diözesanadministrator Benno Elbs in Worte, was viele WallfahrerInnen in ihren Bitten mit sich tragen. Mit der Angst und der Trauer ist es aber nicht geschehen, denn Melancholie und Mutlosigkeit steht der Glaube gegenüber.
„Das ist das zweite große Gnadenmoment, dass Maria in vielen Situationen ihres Lebens sich gläubig in den Wandel gestellt hat, was mit ihrem Leben geschah, was sich in ihrem Leben gewandelt hat, was sich im Leben der Apostel gewandelt hat, was sich durch den Tod Jesu gewandelt hat, was sich durch die Auferstehung gewandelt hat. Die beiden Schlüsselworte heißen: Wandel UND Glauben.“

„Gott gibt uns einen Namen, er nimmt uns ernst“

Das dritte Gnadenmoment schließlich stellt Beziehung her – zwischen Menschen und zwischen Gott und den Menschen. Jesus stirbt am Kreuz. Er sieht die Trauer seiner Mutter und er sagt zu ihr mit Blick auf Johannes: „Siehe da, dein Sohn!“ Christus verbindet Menschen, er setzt sie in Beziehungen zueinander und fasst damit ein grundlegendes Bedürfnis aller Menschen – den Wunsch nach Geborgenheit, nach Heimat.

„Und ich glaube, dass diese Sehnsucht zum Tiefsten des Menschen gehört und dass diese auch Wege findet. Jesus hat Maria und Johannes in dieser Sehnsucht ernst genommen und wahrgenommen und sie in die Zukunft gewiesen.
Mir fällt eine Begegnung ein, die mich persönlich sehr berührt hat. Sie war vor einem Jahr. Es wurde ,10 Jahre Sunnahof’ gefeiert, eine Einrichtung der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung. Am Schluss fragt der Moderator die Festgäste, ob noch jemand etwas sagen möchte. Da zeigt ein Mann mit Behinderung auf, nimmt das Mikrofon, geht auf die Bühne und bedankt sich beim Leiter des Sunnahof, dass er in einem Interview seinen Namen genannt habe. Berührend – ein Mensch freut sich, weil ein anderer ihn ernst nimmt, ihn wertschätzt, ihm einen Namen gibt. Das ist im Grunde genommen das, was wir in der Taufe feiern. Die Eltern geben uns einen Namen. Gott gibt uns einen Namen. Das heißt, er schätzt uns Wert, er nimmt uns ernst, er respektiert uns, er schenkt uns Beziehung letztendlich.“

„Ein Blick in die Welt“

Diese drei Gnadenmomente  - die Versöhnung, der Wandel und der Glaube und die Beziehung – stellte Diözesanadministrator in seiner Ansprache der oft großen Mutlosigkeit und Enttäuschung gegenüber – in Kirche, Politik, Gesellschaft.
„Es ist so. Ein Blick in die Welt zeigt – es gibt diese große Versuchung zur Mutlosigkeit. Und wenn wir auf das Leben Marias schauen, dann kommt uns eine andere Wirklichkeit entgegen, die Wirklichkeit der Hoffnung.“

Diese Wirklichkeit der Hoffnung begleitete die WallfahrerInnen auf ihrem Weg nach Maria Einsiedeln und bis nach Hause in ihren Alltag. Es ist eine Hoffnung, die anhält und deren Momente der Gnade imstande sind, aus Mutlosigkeit, Melancholie und Enttäuschung eine hoffnungsvolle Zukunft zu gestalten.

Diözesanwallfahrt nach Maria Einsiedeln

Die Diözesanwallfahrt ist die landesweite Wallfahrt der Diözese Feldkirch. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der französische Pilgerort Lourdes das Ziel der Vorarlberger WallfahrerInnen. Nach Ende des Krieges wurden die jährlichen Wallfahrten wieder aufgenommen. Allerdings konnte – aus finanziellen Gründen – nicht mehr nach Lourdes gereist werden.
Seit Kriegsende pilgern die VorarlbergerInnen also nach Maria Einsiedeln – bis in die 80er Jahre mit dem Zug und heute mit dem Bus.
Gebetet und gebeten wird neben persönlichen Anliegen und Wünschen auch für die Diözese und ihre Pfarren.



Programm

Diözesanwallfahrt nach Maria Einsiedeln
5. Mai 2012

9.30 Uhr: Feierliche Wallfahrtsmesse mit dem Kirchenchor Lustenau-Kirchdorf und Stella Brass, Hauptzelebrant: Altbischof Dr. Elmar Fischer; Festprediger: Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs
13.30 Uhr: Rosenkranz
14.00 Uhr: Feierliche Vesper, Ansprache: Kaplan Hans Tinkhauser
16.00 Uhr: Segensfeier in der Gnadenkapelle