Gestern ging "die Nachrichtenwelle" durch Österreich: der Kommunikations-Chef der Diözese Linz, Mag. Ferdinand Kaineder, wurde von Bischof Schwarz seines Amtes enthoben. Seiner Aufgaben entbunden. Der Verantwortung entpflichtet. Wie immer man es ausdrückt, es bleibt eines zurück: der für manche Kraftbündelung unangenehm empfundene Leiter der Kommunikationsabteilung wurde aus seiner Funktion gefeuert. Man vertraut ihm nicht mehr.

Kommentar von Rainer Juriatti

Es sei vorausgeschickt, dass jeder Chef sich aussucht, mit wem er arbeiten möchte. Dennoch erscheint es notwendig, einige wichtige Überlegungen und Fragen nicht zurückzuhalten:

Communio et progressio, ein Dokument, resultierend aus Ergebnissen des 2. Vatikanischen Konzils, legt unter dem Punkt "Freiheit der Kommunikation" in Absatz 45 fest, dass "der Mensch ein gesellschaftliches Wesen" sei, deshalb müsse er "seine Gedanken mit anderen austauschen und vergleichen". Dies gelte, so das Dokument wörtlich, in unseren Tagen mehr denn je, da geistige und schöpferische Arbeit weniger vom einzelnen, sondern immer mehr auf allen Ebenen im Zusammenwirken vieler geleistet wird.

Mag. Ferdinand Kaineder hatte als Chef der Kommunikation somit die Aufgabe, kreativ zu denken, viele Menschen und damit ihre auf Themen bezogenen Aspekte mit einzubeziehen und die daraus resultierenden Ideen mit denen des Bischofs im Gespräch auszutauschen und abzugleichen. Andererseits wiederum hätte der Bischof die Aufgabe, es gleichsam auch zu tun.

Interessant ist also der Aspekt, dass der Linzer Bischof unter anderem die Entscheidung der Amtsenthebung damit begründet, ein Öffentlichkeitsarbeiter müsse "ganz ident sein mit den Vorhaben, Ansichten und Aussagen des Bischofs". Communio et progressio enthält hingegen die Perspektive, dass die Differenz auch in der Öffentlichkeitsarbeit ein großes Potenzial hat.

Schwerwiegender, ja geradezu dramatisch ist die Tatsache, dass Unzählige in Meinungsblogs davon berichten, es sei ein erster guter Schritt eines Bischofs gewesen, um der österreichischen Kirche jene Läuterung zu Gute kommen zu lassen, die sie längst braucht. Welche Läuterung? Eine Läuterung von Communio et progressio? Jene, die nun applaudieren, sind gleichzusetzen mit jenen, die Anklage erhoben gegen Mag. Kaineder. Sie maßen sich an, die "Läuterer" unserer aller Kirche zu sein.

Da fragt sich ein kleiner Pressereferent im äußersten Westen Österreichs ernsthaft, was es braucht, respektive nicht braucht, um ein guter Öffentlichkeitsarbeiter zu sein. Braucht es Communio et progressio nicht? Braucht es unsere Ideen nicht? Oder nur selektive Ideen? Wie hat man die? Braucht es hingegen nicht - wie in jeder anderen Branche gefordert - kühne Ideen? Braucht es nicht das Wagnis? Sind Öffentlichkeitsarbeiter nicht gefordert, auch Risiken einzugehen? Ist es also nicht spannend, wenn Öffentlichkeitsarbeiter sich besonders bemühen, nicht zu denken wie ein Bischof?

Und, um auch die vielen Meinungsblogger zu befragen: Wären die die besseren Öffentlichkeitsarbeiter? Würden die Menschen die Meinungsblogger verstehen, sind sie die Profis der Kommunikation? Welche Läuterung also, bitte ganz genau, braucht es in Österreich?

Was, im Grunde, ist ein Öffentlichkeitsarbeiter? Vielleicht einer, der Licht auf Menschen wirft, unabhängig, ob sie "links" oder "rechts" stehen. Ein Öffentlichkeitsarbeiter ist für alle Vertreter des Spektrums kirchlichen Wirkens da. Und manchmal steht er selbst im Licht der Öffentlichkeit, im schlechtesten Fall im Zwielicht vieler Interessen.

Enttäuscht, gelinde ausgedrückt, bin ich von der Linzer Entscheidung. Ferdinand Kaineder stand - so lange ich ihn kenne - immer für eine Kirche, die ihrem Auftrag gemäß mit allen Menschen im Gespräch ist. Damit die frohe Botschaft Christi möglichst viele erreicht, nicht nur ein paar elitär Lautstarke, die meinen, dass sie die wohl wertvollste Botschaft der Erde exklusiv gepachtet haben.