Über 100 Briefe schrieb Carl Lampert bis zu seiner Ermordung 1944 an die Menschen in der Vorarlberger Heimat. Sie erzählen vom Mensch-Sein in der unmenschlichen Zeit des Nationalsozialismus. Am 10. November, knapp zwei Jahre nach der Seligsprechung Carl Lamperts, werden seine Briefe in Dornbirn - St. Martin in einer Online-Edition präsentiert und öffentlich zugänglich gemacht – und leisten damit einen Beitrag zur offenen Erinnerungskultur.

„Gott sei Dank! – Wir konnten also wieder einige Zeilen austauschen“, so schreibt Carl Lampert aus der Verbannung an seinen Bruder Julius in Göfis. Es ist einer der über 100 Briefe, die Carl Lampert während Verbannung, Gefangenschaft und Verhandlung auf Tod und Leben schrieb. Und kurz bevor er zu seiner Hinrichtung geführt wurde, schrieb Carl Lampert noch einen letzten Satz an seinen Bruder: „Nun ruft mich Gott! Lebt wohl!“
Geschichte und Mensch verweben sich in den Briefen Carl Lamperts zu einem untrennbaren Ganzen. Sie lassen die Person hinter dem Seligen sichtbar werden und zeichnen die Zeit des Nationalsozialismus nach, in der sich Carl Lampert bewegte und gegen deren unmenschliche Auswüchse er antrat. 

"Ein Beitrag zur Erinnerungskultur"

„Dass die Briefe Carl Lamperts aus den Jahren 1940-1944 nun erstmals gesammelt öffentlich zugänglich gemacht werden, will einerseits einen Beitrag leisten zur Erinnerungskultur und zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Andererseits erschließen sie auch einen menschlichen, persönlichen Zugang zu jenem Mann, der angesichts der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus nicht ,Ja‘ sagen konnte“, setzt Mag. Bernhard Loss, Leiter des Carl Lampert Forum, Impulse für die Beschäftigung mit Carl Lampert und seinen Briefen, die bis heute die Frage der Gewissensentscheidung an ihre Leser/innen richten.

Zeit- und Stadtgeschichte

Da es zu den erklärten Zielen des Carl Lampert Forum zählt, nicht allein die Erinnerungskultur wach zu halten, sondern vor allem auch in der Gegenwart Stellung zu nehmen, ist die Präsentation der Online-Brief-Edition eingebettet in ein breites Programm, das verschiedene Zugänge zur Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus und seinen Menschen eröffnet. Vor der Carl Lampert-Säule, über den Denkort „Layer“, der vom Dornbirner Künstler Hubert Matt gestaltet wurde, bis hin zur editorischen Beschäftigung mit Carl Lampert, lassen Menschen wie Martin Caldonazzi (Grafiker), Mag. Werner Matt (Stadtarchiv Dornbirn), Prof. Dr. Richard Gohm (Notar des Seligsprechungsverfahrens) und Mag. Michael Fliri (Archiv der Diözese Feldkirch) Zeit- und Stadtgeschichte in kurzen Impulsen aufflackern.

Einladung ausgesprochen

„Carl Lampert und seine Briefe lassen das Erinnern zu und richten den Blick in Richtung Zukunft. Eine Zukunft, in der wir uns wiederfinden“, spricht Bernhard Loss die Einladung aus, sich am kommenden Sonntag in Dornbirn St. Martin auf die Spuren Carl Lamperts zu machen – Lektüreempfehlung inklusive.

Termin

„Mein lieber Bruder Julius“
Präsentation der Online-Edition – Briefe des seligen Carl Lamperts

10. November, 16 Uhr, Carl Lampert-Kapelle in Dornbirn St. Martin

Impulse:
Carl Lampert-Säule(Martin Caldonazzi), Denkort „Layer“ (Mag. Werner Matt), Carl Lampert publizieren (Prof. Dr. Richard Gohm), Online-Edition der Carl Lampert-Briefe (Mag. Michael Fliri).

www.carl-lampert.at bzw. ab 10. November: www.carl-lampert.at/archiv