In den vergangenen zwei Wochen war der Weg das Ziel. Mehrfach betont. Ins Herz der Schöpfung hinein: sowohl landschaftlich wie auch in den Gefühlswelten. Schöpfung bleibt zentriert auf die Freude. Im Ankommen, gelöst von relativen Mühen, beginnt der Abschied, das Loslassen. Zugleich warten neue Einsichten, unvermutete.

Teil 3 (von 3)

Zell am See. Das Pilgerziel tausender Vespa-Begeisterter bot das ganze Spektrum an Verwirklichungsmöglichkeiten, Die Motorverrückten versammelten sich vor dem Ferry Porsche Congress Center. Zelebrierten PS-Stärken. Die Bastler fanden sich auf dem Markt von gebrauchten Originalteilen ein. Die Gemütlichen belegten die Fauteuils. Die historisch Interessierten bewunderten die Ausstellung.

Mich zog es eines Morgens in die Kirche von Zell am See. In die Vertiefung meiner Dankbarkeit für die schöne Reise und die vielen Begegnungen mit lachenden Gesichtern. Gott schenkt uns die Fröhlichkeit, wurde ich mir bewusst. Nicht den Gram, keine Schuldgefühle, nicht den Unmut und die Angst. Lachende Gesichter, und hier, in der Stille der Kirche, die Ruhe und Gelassenheit.

Marokko

UmbertoWenige Stunden darauf machte mich Massimiliano Lucca mit Umberto Marinello bekannt. Eine überraschende Begegnung. Massimiliano meinte, dieser Mann interessiere mich, den Kirchen-Schreiber, wohl am allermeisten. Umberto begann sofort zu erzählen. Im vergangenen Jahr sei er mit seiner Vespa durch die Wüste gefahren. 8.000 Kilometer von Padova über Frankreich, durch die Pyrenäen quer durch Spanien, Gibraltar in den Süden Marokkos. Das Ganze wieder retour bis Padova in der Nähe von Venedig. Er habe mit Freunden die Strecke bewältigt, um Geld zu sammeln für ein Brunnenprojekt in Kongo. Die Reise sei von Sponsoren finanziert worden, die Spendengelder tausender Menschen blieben so dem Brunnenprojekt vorbehalten. 25 Tage habe er gemeinsam mit seinen Freunden für die Tour gebraucht.

Mongolei

SaharaIn diesem Jahr, erzählte Umberto, fahre er ab 18. Juli von Mailand aus quer durch den Süden Europas, durchquere die Türkei, den Iran, dann das nördlich gelegene Kasachstan und werde die Reise in der Mongolei beenden. 15.000 Kilometer auf vier Vespas, ohne Versorgungsfahrzeug. "Die Menschen sind immer sehr nett", sagte er, "man bekommt überall Hilfe, wenn etwas kaputt geht". Dann lachte er. "Es geht immer etwas kaputt, das weißt du als Vespafahrer ja selbst". Mit den Spendengeldern in diesem Jahr baut er weitere Brunnen. In entlegenen Regionen Kasachstans. "Dort ist die Armut nicht minder", sagte er, "als im Kongo". Ich erzählte ihm von meinen Gedanken des Pilgerns, von den neuen Einsichten über das Wort "Wallfahrt". Eine Wallfahrt, das wurde aus unserem Gespräch klar, führt dich nicht nur zu dir selbst, sie führt dich auch immer an die wesentlichen Dinge des Lebens. Helfen ist für Umberto das wichtigste Motiv (nur nebenbei: wer Umberto unterstützen möchte, findet die Spendenangaben auf www.mongoliainvespa.com).

Im kommenden Jahr werden die Vespa World Days in Portugal stattfinden. In Fatima. Der Wallfahrtsort scheint damit eine neue Dimension zu eröffnen.

Pause