Brüssel (KAP). Die Bischöfe der EU-Länder haben am Donnerstag aufgerufen, bei den Wahlen zum Europaparlament am 25. Mai das "europäische Projekt" durch ein problematisches Abstimmungsverhalten "unter dem gegenwärtigen Druck nicht aufs Spiel zu setzen oder gar aufzugeben". Es sei "unerlässlich, dass wir alle - Politiker, Kandidatinnen und Kandidaten für das Parlament, alle Akteure - konstruktiv zur Gestaltung der Zukunft Europas beitragen", heißt es in einer Erklärung der Bischofskommission ComECE: "Wir würden zu viel verlieren, sollte das europäische Projekt scheitern."

Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE): "Europäische Union an einem Wendepunkt angekommen"

( 20.03.2014) Die ComECE (Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft), deren Präsident der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist, umfasst Vertreter der Bischofskonferenzen aller EU-Länder. Das Gremium hält seit Mittwoch in Brüssel seine Frühjahrsvollversammlung ab.

Die Europäische Union sei an einem Wendepunkt angekommen, so die Erklärung: "Die durch den Zusammenbruch von Banken ausgelöste Finanz- und Staatsschuldenkrise seit 2008 hat die Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten belastet. Sie ist eine Herausforderung für das der Union zugrundeliegende Prinzip der Solidarität und hat in der Folge viele Bürgerinnen und Bürger in größere Armut gebracht. Durch diese Krise wurden die Zukunftshoffnungen vieler junger Menschen vereitelt. Die Lage ist dramatisch, für viele sogar tragisch."

Wählen sei Recht und Pflicht aller stimmberechtigten Bürger der EU, heißt es: "Viele Millionen junger Menschen werden zum ersten Mal ihre Stimme abgeben. Ein Teil von ihnen ist noch in der Ausbildung, andere haben bereits einen Arbeitsplatz, viele sind aber leider arbeitslos. Wir rufen die jungen Menschen auf, sich hörbar an der politischen Debatte zu beteiligen und vor allem zur Wahl zu gehen."

 Es sei wichtig, dass die Folgen der Krise allen bewusst seien, die sich erstmals um einen Sitz im Parlament bewerben. Papst Franziskus habe die Aufmerksamkeit "auf das Los der Armen und Wehrlosen, der Jugend und der Behinderten" gelenkt, aber auch derjenigen, die durch die Krise neu in Armut geraten seien. Deren Zahl wachse in gefährlichem Ausmaß.

Die Bischöfe betonen, dass das "europäische Projekt" von einem positiven Menschenbild inspiriert sei. Das von Johannes Paul II. im Jahr 2003 veröffentlichte Schreiben "Ecclesia in Europa" sei von dieser Hoffnung durchzogen. Heute sei wichtig, zu lernen, "mit weniger auszukommen", und gleichzeitig darauf bedacht zu sein, dass "jene, die in großer Armut leben, einen gerechteren Anteil an Gütern bekommen". Die Soziale Markwirtschaft und die Umweltpolitik müssten daher von einer Kultur des Maßes geprägt sein.

Als Felder der EU-Politik, die hier bedeutsam seien, definieren die Bischöfe das Subsidiaritätsprinzip, die Solidarität - ebenfalls ein Grundprinzip der Katholischen Soziallehre -, ein Menschenbild auf Grundlage der unverletzlichen Menschenwürde, eine menschenwürdige Behandlung von Migranten, eine ökologischere Sicht- und Lebensweise, Religionsfreiheit, Schutz des Sonntags und Sorge um eine qualitätsvolle Pflege der alten Menschen.

 Im einzelnen heißt es, menschliches Leben müsse vom Augenblick der Empfängnis bis zum natürlichen Tod geschützt werden. Die Familie müsse als Grundbaustein der Gesellschaft erkannt werden. Die Belastungen der Aufnahme und Eingliederung von Migranten und Asylsuchenden müssten proportional unter den Mitgliedstaaten aufgeteilt werden. Eine menschenwürdige Behandlung von Migranten bei ihrer Einreise sei unverzichtbar. Ihre Menschenrechte müssten unbedingt geachtet werden.

 Weiters müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um eine erfolgreiche Integration in die aufnehmenden Gesellschaften in der EU sicher zu stellen. Mehr Entschlossenheit sei notwendig, die CO2-Emissionsziele zu erreichen. Nachhaltigkeit müsse ein grundlegendes Element der Wachstums- und Entwicklungspolitik sein. Das Recht, seinen Glauben auch öffentlich zu bekennen, dürfe nicht eingeschränkt werden. Ein Politik müsse definiert werden, die den jungen Menschen Chancen eröffnet.

Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/61256.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.