Beim Studientag am 18. September 2015, veranstaltet von Pax Christi Österreich, ging es um die Verteidigung des gemeinsamen Lebensraumes - weltweit und lokal. Das herrschende Wirtschaftssystem, die Rüstungsindustrie, Wachstumsideologie und ungehemmtes Gewinnstreben vernichten Lebensräume, Lebensressourcen und noch viel mehr. Am Beispiel des Innsbrucker Projektes "Waldhüttl" wurde versucht, neue Perspektiven zu diskutieren und Handlungsspielräume zu erkunden. Ein Bericht von Jussuf Windischer, Innsbruck.

1.  Pax-Christi-Studientag in Innsbruck:
“Diese Wirtschaft tötet" -  Ansätze von Widerstand – Transition und Transformation

Welche Wirtschaft braucht der Mensch? Können Menschen, kann ich Routinen und Lebensgewohnheiten ändern? Wie leben, wie sich organisieren?
Das sind nur einige der Fragen, die für die etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessenleitend waren. Sie hatten sich im Sozialprojekt der Vinzenzgemeinschaft „Waldhüttl“ – ein Bauernhaus mit 6.000 m2 Grund in der Umgebung von Innsbruck - versammelt. Bei einem Haus- und Hofrundgang, an dem Vertreterinnen von Pax Christi Österreich teilnahmen, wurde das Projekt vorgestellt. Das "Waldhüttl-Projekt" kennt keine Angestellten. Es ist als ein selbstverwalteter Prozess gedacht. 
Als soziales Projekt bietet das Haus ca. 30 Personen - es sind vornehmlich Roma - eine Herberge. Als ökologisches Projekt bildet der 6000m2 große Garten, der gemeinschaftlich von Bewohnern und Bürgern der Umgebung bewirtschaftet wird, Platz für 25 Tandembeete, einen Gemeinschaftsacker, Flächen für Obstbäume und das Federvieh (Hennen und Enten). Als kulturelles Projekt bietet das „Waldhüttl“ ein Tipi, eine Kulturscheune und weitere Räumlichkeiten für Veranstaltungen, Feierlichkeiten, Konzerte und vieles mehr. Die Basis des Projektes bildet eine christliche Spiritualität, eine offene Kirche, die verbinden will und zwar Menschen aus allen Konfessionen; auch Menschen ohne Konfession können im Prozess mitgestalten – denn es geht um die eine Welt. 

In kurzen Statements versuchten junge, engagierte Leute (die meisten sind unter Dreissig) verschiedene Formen des Widerstandes darzustellen. Kai Längle erörterte das „urban gardening“, den Umgang mit Mutter Erde, die Permakultur und den Widerstand gegen eine maßlose Konsumgesellschaft. Daniel Sperl stellte das Klimabündnis vor und ging näher ein auf das SCI (Service Civil International) Österreich. Etliche Gruppen engagieren sich bei Jugendcamps in der  Friedens- und Sozialarbeit aber auch in Umwelt- bzw. Naturschutz. Eine Kooperation mit Pax Christi wurde angeboten. Tabea Eichhorn erklärte das System einer FoodCoop: Dutzende von Leuten schließen sich dabei zusammen, um direkt beim Konsumenten einzukaufen. Sophia Neuner warb für Attac, für politischen Widerstand gegen das herrschende Wirtschaftssystem. 

Als Vertreter der älteren Generation (70+) ermunterte Ulli Pleger die Versammelten, Widerstand zu leisten. Seine eigene, persönliche Option, möglichst viele Aspekte der Konsumverweigerung zu leben – war Zeugnis und Ermunterung zum Weiterkämpfen. Die Themen wurden ansatzweise weiterdiskutiert – allerdings ohne Abschluss und mit offenem Ende ...  

Am Abend des Studientages, besuchten über 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Weltkongresses der Internationalen Liga religiöser Sozialisten das Waldhüttl-Projekt und Pax Christi Österreich. An mehreren Essensständen wurden die 120 Teilnehmer des Treffens hervorragend verköstigt. Leute von PCÖ und aus der Liga versammelten sich dann noch in der Kulturscheune, um in diversen Statements ihre derzeitigen, zentralen Anliegen zu vorzustellen und zu erörtern. Der Abend dauerte noch lange: Bei Rommusik wurde es ein gemütliches Beisammensein und internationale Kontakte wur- den bis in die späten Nachtstunden gepflegt.