50 Jahre auf den Tag genau ist es am 1. Juli her, dass das damalige Seelsorgeamtsgebäude und heutige Diözesanhaus feierlich von Bischof Dr. Paul Rusch eingeweiht wurde. Wie es dazu kam, dass das Seelsorgeamt in die Bahnhofstraße 13 umziehen konnte, welche Vorteile dies mit sich brachte und was seither geschehen ist, zeigt ein Blick in die Geschichte.

Will man die Geschichte des Seelsorgeamtes kennen, darf man nicht am 1. Juli 1964 bei der Einweihung des neuen Gebäudes beginnen. Ein erster Juli war es dennoch, mit dem das Ganze seinen Lauf nahm - nämlich der 1. Juli 1936. Damals wurde Markus Schelling, der damalige Sekretär des Exerzitiensekretariats und späterer Pfarrer von Lingenau, nämlich zum "Leiter des Seelsorgeamtes und Exerzitiensekretariats für Vorarlberg" ernannt. Und damit scheint offiziell in Vorarlberg das erste Mal der Name und die Einrichtung Seelsorgeamt auf. Damals befanden sich die Amtsräume noch im Haus Maria-Mutter-Weg 2.

Neue Situation und neues Konzept
Der Umsturz 1938 brachte eine neue Situation für die Seelsorge mit sich, in der die katholischen Organisationen mit Gewalt aufgelöst wurden. Dr. Paul Rusch wurde zum Apostolischen Administrator ernannt und am 30. November 1938 zum Bischof geweiht. Ein neues Seelsorgskonzept sollte zum Tragen kommen und Dr. Edwin Fasching (Kaplan in Hard) wurde mit 1. November 1939 zum Seelsorgeamtsleiter bestellt. Das Seelsorgeamt wurde zunehmend zum seelsorglichen Zentrum - die Schwerpunkte lagen auf der liturgischen Bewegung, Bibelbewegung und Jugendseelsorge.

"Start" des seelsorglichen Aufbau und Ausbaus
"Mit dem Ende des Krieges 1945 fielen die seelsorglichen Fesseln", hält der spätere Leiter des Seelsorgeamtes, Cons. Ernst Hofer, fest. Der seelsorgliche Aufbau und Ausbau konnte beginnen. In der ersten Nachkriegsjahren sei es vor allem "um den aktiven Laienchristen und - wie man damals sagte - um die Verchristlichung der Lebensbereiche" gegangen, so Hofer. Der Grundgedanke: Initiative ergreifen, inspirieren, wegweisen und führen!

Herausgewachsen
Und diesen Geist konnte man sehen und spüren: "Die Katholische Aktion begann mit neuen Konzepten ihre Tätigkeit, der Landesraienrat wurde eingerichtet, Jugend -, Männer -, Arbeiter- und Frauenbewegung taten ihre ersten Schritte. Der Familienverband wurde gegründet", berichtet Hofer. Verschiedenste "Referate", also Abteilungen  wurden gebildet, das "alte" Bildungshaus Batschuns öffnete seine Türen und Tore und das Katholische Bildungswerk begann mit seiner christlichen Erwachsenenbildung. Kurz: das Haus Maria-Mutter-Weg wurde zu klein. Hofer beschreibt, dass man "abgeschrägte Abstellräume in Büros umwandelte und mehr oder weniger geduldig auf einen Platz an der Schreibmaschine oder am Schreibtisch wartete, den mehrere sich miteinander teilen mussten"

Neue Räumlichkeiten
Man beschloss, im Hochhaus am Bahnhof Feldkirch zwei Eigentumswohnungen zu kaufen und die Diözesanjugendstelle in das ehemalige Konvikt neben dem Gymnasium zu verlegen. 1957 verstarb Fasching und Ernst Hofer trat die Nachfolge an. Bald schon musste eine weitere Wohnung gekauft werden. "Die Räume im Hochhaus waren als Büroräume nicht besonders geeignet, dazu befanden sie sich in verschiedenen Stockwerken und Trakten", beschreibt Hofer die damalige Lage.

Der 1. Juli 1964
Der Plan: Der Bau eines eigenen Seelsorgeamts, das nicht nur zentral liegen sollte, sondern auch so groß sein sollte, das in Zukunft ein zweites Gebäude für die übrigen bischöflichen Ämter - insbesondere Ordinariat und Finanzkammer - ergänzt werden könnten. Am 1. Juli 1964 wurde das neue Seelsorgeamtsgebäude feierlich von Bischof Paul Rusch eingeweiht:  

"Für die Durchchristlichung der Welt und ihrer neuen 'Räume': Technik und Verkehr, Freizeit und Erholung und so weiter braucht es Ideen, Ideenträger und Organisationskerne, die sich zu Bewegungen ausweiten. Die Aufgabe eines Seelsorgeamtes aber ist es, die neuen Ideen zu erkennen und Organisationskerne zu bilden, von denen aus die Ideen der Verchristlichung ins Volk getregen werden. Es geht im Seelsorgeamt um die seelsorgliche Initiative, während die anderen kirchlichen Behörden sich mehr um die Verwaltung kümmern müssen", so Bischof Paulus Rusch.