Grußwort von Simone Rinner zur Pastoralamtsaussendung im April 2017

Irritierte Blicke bin ich ja gewohnt, wenn ich erkläre wo ich arbeite. Die einen verstehen nicht, was man in einer Kommunikationsabteilung macht, die anderen fragen sich, warum man als "junge" Frau bei der Diözese arbeitet. Auch der "Ganzkörperscan" von oben nach unten macht mir nichts (mehr) aus - vom blonden Haarschopf über Blazer, Schmuck, Handtasche bis hin zum Schuhwerk. Zumindest fühlt es sich wie eine Durchleuchtung an. Und sie geht meist mit vielen Fragen einher. Die zwei häufigsten lauten dabei: "Aber warum?" und "Wolltest du etwa schon immer bei der Kirche arbeiten?".

Acht Zentimeter machen den Unterschied

Eine der wohl irritierendsten Fragen - auch wenn sie nicht im herkömmlichen Sinn als Frage formuliert war - kam von einer 16-Jährigen: "Aber du trägst rote Schuhe. Mit hohen Absätzen!?" Aha. Da scheinen acht Zentimeter und ein paar Farbpigmente dann doch einen immensen Unterschied zu machen. Aber vielleicht braucht es diesen "Perspektivenwechsel" manchmal einfach. Den, der jungen Frau auf die Kirche und meinen aufgrund des temporären Wachstums. Auch wenn das Sprichwort, das vorschlägt in den Schuhen des anderen zu gehen, eigentlich anders gedacht ist.

Ach, "die" sind gar nicht alle "so"?

Immer wieder begegnen mir in meinem Beruf Menschen, die von haupt- wie ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Kirche überrascht sind. Weil sie eine neue, offene Art zu Denken einbringen, unkompliziert sind, Humor haben oder anders gekleidet (oder besohlt) sind, als gedacht. Fernab von Scheuklappen und "Jesuslatschen".  Komplimente, die zugleich stolz wie nachdenklich machen. Denn schlimmer als hohe, sind niedrige Erwartungen. Was trauen die Menschen der Kirche heute noch zu? Was denken und erwarten sie von ihr? Welche Gefühle haben sie dabei? Sind ihnen die Botschaften der Kirche überhaupt noch wichtig, oder scheitert es schon an der Sprache?

Rot sehen

Fragen, auf die ich bislang noch keine Antworten gefunden habe. Aber die zwei Eingangsfragen kann ich schon mal beantworten: Ich arbeite bei der Kirche, weil mich meine Mama damals auf die ausgeschriebene Stelle  hingewiesen hat und ich mir selbst einen Eindruck vom "Unternehmen" machen wollte. Hätte man mich während meines Studiums gefragt, ob ich mir vorstellen könnte bei der Diözese zu arbeiten, hätte ich aber wahrscheinlich gelacht. Sechs Jahre später stehe ich mit roten, blauen, pinken oder gelben Schuhen immer noch hier - und das ist wohl eines der größten Komplimente, das ich meinem Arbeitgeber machen kann. Denn - auch wenn es wichtigeres gibt als die Schuhfarbe - einer muss die roten Schuhe schließlich tragen, wenn es der Papst nicht mehr tut.