Sumaya Farhat-Naser berichtete in Bregenz vom ungebrochenen Durchhaltevermögen ihres geplagten Volks.

Sumaya Farhat-Naser berichtete in Bregenz vom ungebrochenen Durchhaltevermögen ihres geplagten Volks.

BREGENZ. (VN-ht) Seit 47 Jahren leben die Palästinenser unter israelischer Besatzung und sind deren täglicher Willkür mit teilweise grotesken Zügen beliebig ausgesetzt. Amnesty International weiß nicht nur ein Lied darüber zu singen.

„Die UNO hat 90 Resolutionen gegen Israel erlassen, keine einzige wurde beachtet“, zeigte die studierte Biologin Sumaya Farhat-Naser am Freitagabend einem interessierten Publikum in der Aula Bernardi des Klosters Mehrerau auf. Ungebeugt hat sie sich dem gewaltlosen Widerstand gegen die schrankenlose Machtausübung durch das israelische Militär verschrieben. Und trotzdem erfüllte sie ihre Schilderungen mit unwahrscheinlicher Lebensfreude, mit der sie noch tieferen Eindruck hinterließ als mit der Beschreibung des Leidens.

Zwischendurch las Farhat aus ihrem jüngsten Buch „Im Schatten des Feigenbaums. Ein Tagebuch aus Palästina 2008-2013“ Passagen vor, die den bedrückenden Alltag mit seinen unerträglichen Schikanen spiegeln. Sie erzählt von Militärbulldozern, die Brunnen in den Dörfern niederwalzen, die daraufhin unbewohnbar werden, von Verboten, die eigenen Obstgärten zu betreten, die verwildern. „Sie wollen uns verjagen, damit sie am frei werdenden Land ihre Siedlungen bauen können.“

Sumaya Farhat-NaserMit einer Vielzahl von Beispielen ausgeklügelter Quälereien dokumentiert Farhan den schier hoffnungslosen Zustand einer völlig verfahrenen Situation. „Ich hoffe, dass wenigstens meine Enkel einmal den Frieden erleben“, meint sie. „Wie kann man unter diesen Bedingungen immer wieder aufstehen“, fragt jemand aus dem Publikum. „Strategien dazu sind Inhalt meiner Seminare“, die Farhat mit Kindern und Frauen­kooperativen durchführt. Die Freude über den funktionierenden Familienzusammenhalt und ein Rest von Humor bieten den wichtigsten Halt in diesem Chaos.

„Kein Interesse an uns“

Resignation klingt durch, wenn die palästinensische Christin und Friedensaktivistin Sumaya Farhat auf das Desinteresse der internationalen Politik hinweist. „Wir sind uninteressant für alle, weil wir nichts als Druckmittel zu bieten haben.“

Und Krieg sei für viele eben ein sehr gutes Geschäft. Weil die Interessen Israels dieselben seien wie die der Mächtigen, interveniere die UNO nicht, obwohl es ihre Aufgabe wäre. „Wir werden allein gelassen.“

Zum Foto: Sumaya Farhat-Naser und Dr. Werner Johler (Komtur des Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem), auf dessen Initiative die palästinensische Friedensaktivistin am 21.3.2014 nach Bregenz gekommen ist.