Männerarbeit

Warum Männerarbeit?

Warum Männerarbeit? Auf diese Frage musste Markus Hofer immer wieder Antwort geben. Seiner Kollegin vom Frauenreferat wurde die Frage umgekehrt kaum gestellt. So entstanden Texte und Konzepte, die Sinn und Wichtigkeit der Männerarbeit erläutern sollen.

Zusätzlich werden hier Materialien der Männerarbeit zur Verfügung gestellt. Unter „Männergruppen“ finden Sie einen Behelf, der erläutert, wie Männergruppen funktionieren können. Unter „Materialien zur Männerarbeit“ gibt es Kursmodelle für Männerseminare, die sich freuen, wenn Sie weitere Anwendung finden.

Weil Männer auch Menschen sind
Weil die Realität dafür spricht
Weil Männer sich emanzipieren müssen
Weil sie die Frauenbewegung dazu zwingt
Weil starke Männer starke Partner sind
Weil die Kinder Väter brauchen
Weil Männer in der Kirche keine Rolle spielen
Weil wir gläubige Männer brauchen

Weil Mann-Sein etwas Schönes ist!

Weil Männer auch Menschen sind

Kein Mann lebt vom Job allein! Viele Männer definieren sich fast ausschließlich über die Arbeit oder manchmal sehr äußerliche Leistungen. Die traditionellen Rollenbilder funktionieren heute nicht mehr unhinterfragt. Die oft rapiden persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Veränderungen sind für die Männer eine große Herausforderung.

Immer mehr spüren, dass ihre Lebensorientierungen zu kurz greifen. Männerarbeit kann ihnen Erlebnis- und Erfahrungsräume anbieten, wo sie sich mit ihren überkommenen Rollen auseinandersetzen und neue Formen suchen können, ihr Mannsein lebensfördernd und sinnerfüllt zu gestalten.

Weil die Realität dafür spricht

 

  • Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer ist um 7 Jahre kürzer als die der Frauen.
  • Spitäler für chronisch Kranke sind von doppelt so vielen Männern besetzt.
  • 2/3 der Notfallpatienten sind Männer.
  • 3/4 der Selbstmörder sind Männer usw.

Die Eigenschaften, die einem Mann heute Aufstieg und Prestige versprechen, sind insgesamt eine hochgefährliche Lebensform.

Die Karriereleiter ist genau besehen oft nur ein Hamsterrad; auch sonst führt die Karriereleiter bekanntlich nicht in den Himmel, sondern an die Decke. Kaputte Männer machen die Welt kaputt. Wenn Männer beginnen, achtsamer mit sich selber umzugehen, werden sie auch achtsamer mit anderen Menschen, mit Frauen und Kindern und achtsamer mit der Natur umgehen.

Weil Männer sich emanzipieren müssen

Die Männer müssen sich weniger von den Frauen emanzipieren, sondern von sich selbst, von übertriebenem Mann-Sein, von falschem Männlichkeitswahn. Sie müssen sich emanzipieren von einer Form des Mann-Seins, die unter den Rahmenbedingungen der heutigen Leistungsgesellschaft auf sie selbst und auf andere zerstörend wirkt. Der Mann, der es besonders richtig machen will, macht es bereits falsch.

Eine Portion fröhliche Verweigerung am richtigen Ort könnte für Männer ein Überlebensmittel sein. Männer brauchen Inseln im Alltag, wo die sozialen und beruflichen Rollen, die alltäglichen Zwänge und der Konkurrenzkampf vor der Tür bleiben. Sie brauchen Orte, wo die Platzhirsche die Geweihe an den Zaun hängen können und zur Ruhe kommen. Jemand hat einmal gesagt: Es wäre schön, Mann zu sein, wenn man nicht immer Mann sein müsste!

Weil sie die Frauenbewegung dazu zwingt

Die Frauenbewegung hat den Frauen viel gebracht: Rechte, die schon lange notwendig und gesellschaftliche Anerkennung, die schon lange fällig war. Die Kritik der Frauen, wenn auch nicht immer in allem berechtigt, ist verständlich, denn die Frauen waren immer schon die ersten Opfer fehlgeleiteter, unreifer Männlichkeit. Deshalb sind aber Frauen nicht von Natur aus reifer als Männer. Die Kritik an Männern darf nicht auf eine Verleumdung des Männlichen hinaus laufen. Der Softi ist so wenig die Lösung wie der Macho.

Es ist Zeit, dass Männer sich zusammen mit anderen Männern auf sich selbst besinnen, auf ihre ureigenen männlichen Stärken. Dazu müssen sie aufhören, sich über Frauen zu definieren. Das ist wie der kleine Junge, der ständig zur Mutter aufblickt und fragt, ob er es recht macht. Auch der große Junge, egal ob er gegen Frauen ankämpft oder um ihre Gunst buhlt, ist getrieben von diesem Blick zur Mutter, ist abhängig vom weiblichen Segen und damit als Mann eigentlich unfrei und kraftlos.

Weil starke Männer starke Partner sind

Den Scheidungszahlen nach zu schließen, ist eine Beziehung heute ein anspruchsvolles Unternehmen. Männer wie Frauen gehen oft lieblos und sorglos miteinander um. Beide sind nicht nur Opfer, sondern machen auf ihre Weise Geschichte und verbrennen dabei manchmal sich selbst und anderen die Finger. Partnerschaft ist ein lustvoll-spannungsreiches Miteinander, das die Fähigkeit zum Austausch ebenso verlangt wie die zu Konflikt und Auseinandersetzung. Echte Partnerschaft wird möglich zwischen starken Männern und starken Frauen.

Gewalt und Brutalität sind gerade nicht Ausdruck männlicher Stärke. Vielmehr sind es innerlich schwache und unreife, manchmal auch hilflose und überforderte Männer, die zu körperlicher Gewalt greifen. Starke Männer sind fähig zu geben und zu empfangen und gehen mit Konflikten und Verletzungen verantwortungsvoll um. Starke Männer sehen die persönliche Entfaltung von Mann und Frau als Bereicherung der Beziehung und bemühen sich um partnerschaftliche Gerechtigkeit zur Entlastung beider Seiten. Nicht zuletzt pflegen sie auch Freundschaften zu anderen Männern.

Weil die Kinder Väter brauchen

Die therapeutische Praxis zeigt, dass etwa 85% der Kinder mit gröberen Störungen Kinder sind, die entweder keinen Vater haben, oder einen Vater haben, der in der Familie keine Rolle spielt. Damit aus Söhnen ganze Männer und aus Töchtern ganze Frauen werden, braucht es nicht nur die Zuwendung der Mutter, sondern auch eine gute Beziehung zum Vater. Kinder brauchen keine perfekten Väter, aber solche die anwesend und greifbar sind.

Die Söhne erhalten durch den Vater Zugang zu ihrer eigenen Männlichkeit. Sie brauchen seine Bestätigung und müssen von ihm lernen, wie sie mit ihrer Kraft umgehen können. Den Töchtern eröffnen Väter die männliche Welt und legen den Grundstein dafür, wie sie sich in dieser Welt einrichten werden. Die Anerkennung als Frau durch den Vater ist ein wichtiger Schritt zu reifem Frausein.

Weil Männer in der Kirche keine Rolle spielen

In der angeblichen Männerkirche sind die Männer offensichtlich schon lange verschwunden. Die Kirche ist heute weitgehend eine von Frauen getragene und von zölibatären Männern geleitete Institution. Am ehesten findet man sie noch als Funktionäre oder stumm in den hintersten Reihen der Kirchenbänke. Männer tummeln sich nicht gerade in den offiziellen Revieren kirchlicher Frömmigkeit und das ist ihr Recht.

Männer glauben anders, nur wissen die meisten nicht mehr wie. Gehübschte Frömmigkeit ist es nicht, was sie suchen. Die Traditionen und Vorbilder sind verloren gegangen, spirituelle Verunsicherung und Hunger ist geblieben. Männern geht es weniger um ein Wohl fühlen im Schoß von Mutter Kirche als um das Gefühl der Größe im Glauben, um Auftrag und Verantwortung, um das Tun und Gestalten.

Weil wir gläubige Männer brauchen

Die biblischen Männerfiguren sind keine Frömmler, sondern viel eher Heilige mit Dreck am Stecken. Die Geschichten zeigen, wie Gott auf krummen Männerzeilen gerade schreibt. Es sind Männer wie heute, mit allen Arten und Unarten, mit Fehlern und Stärken und gleichzeitig grandiose Männer, weil sie für eine Sache kämpfen, die über sie selbst hinaus geht. Sie können Männern heute noch Orientierung und männliche Solidarität vermitteln.

Wir brauchen Männer, die von leidenschaftlichen Überzeugungen getragen sind, von Einstellungen, die das Leben prägen und Ziele vorgeben können. Darum brauchen wir Männer, die glauben, dass hinter ihnen noch einmal ein größerer Vater steht, der sie liebt. Dieser Glaube kann Männer entlasten, sie befreien und ihnen die Kraft für ihre Aufgaben geben. Der Glaube an einen noch Größeren kann sie vor männlichem Größenwahn bewahren und zu wahrer männlicher Größe führen. Erlöste Männer können viel zur Erlösung der Welt beitragen.

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