Mutter und Söhne – eine oft lange Geschichte. Die Söhne verdanken der Mutter das Leben und doch ist es wichtig, dass sie sich in einem guten Sinn von der Mama lösen.

Von Markus Hofer

Wissen Sie schon, warum Jesus vermutlich doch ein Italiener war? Drei Gründe scheinen für diese These zu sprechen: 1. zieht nur ein Italiener erst mit Dreißig von daheim aus. 2. glaubt nur eine italienische Mamma, dass ihr Sohn ein Herrgott sei und 3. glaubt nur ein Italiener, dass seine Mutter noch Jungfrau sei. Das ist natürlich kein Witz über Jesus, sondern über Muttersöhne. In Italien heißt es: Machismo und Mammismo hängen zusammen. Machohaftes Auftreten und eine enge Mutterbeziehung sind die zwei Kehrseiten einer Medaille.


Muttersöhne glauben meist, in die Beziehung zur eigenen Partnerin nicht viel investieren zu müssen. Vielleicht hat ihnen Mama schon vermittelt: „Wenn man sich gern hat, geht es von selbst!“ Doch dieses Motto ist verhängnisvoll, denn es beschreibt die Mutterliebe und nicht die Liebe zwischen Mann und Frau. Mutterliebe muss man sich nicht verdienen, da reicht es, Mamas Sohn zu sein. Mutterliebe kann man auch nicht verspielen. Man(n) ist und bleibt eben Mamas Sohn (und Liebling), da gibt es weder Trennung noch Scheidung. In der Paarliebe läuft es allerdings anders, da reicht es auf Dauer nicht, nur der Liebling der eigenen Frau zu sein, da müssen wir schon auch etwas dazu tun. Mutterliebe ist keine symmetrische, ebenbürtige Beziehung, es ist keine Liebe zwischen Gleichen.


So sind Softi und Macho gleichermaßen Muttersöhne. Der eine kniet innerlich immer noch vor der Mutter und würde alles für sie tun, während sich der andere im Scheinwerferlicht der mütterlichen Bewunderung sonnt und glaubt, sie würde alles für ihn tun. Beides sind unreife Stadien des Mannseins. Damit wir Männer reif werden und auf die eigenen Beine kommen, ist es wichtig, dass wir uns gut und respektvoll von der eigenen Mutter lösen. Sonst enden wir wie der Bulle von Tölz in einer Endlosserie.