Eine Zeit lang war die öffentliche Diskussion geprägt vom sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche, ein Thema, das natürlich auch den kirchlichen Männerreferenten beschäftigt.

Von Markus Hofer

Es war in letzter Zeit nicht gerade lustig für Menschen wie mich, die hauptamtlich in der Kirche arbeiten oder für die vielen Priester, die ihre Berufung mit Überzeugung und Begeisterung leben. Manchmal schien es, als wären wir ein Verein von Missbrauchstätern. In solchen Situationen hilft nur ruhige Klarheit.
Auf der einen Seite dürfen wir nicht in einen hysterischen Wahn verfallen und müssen Dinge auseinanderhalten. Es hilft auch den Opfern nichts, wenn wir verallgemeinern oder pauschal verunglimpfen. Ich selber war acht Jahre in der Mehrerau, weiß wovon geredet wird und kenne auch die besagten Täter. Trotzdem haben wir viel Schönes erlebt und ich möchte diese acht Jahre meines Lebens nicht nur in den Dreck ziehen. 


Auf der anderen Seite muss ganz klar gesehen werden, dass diese Täter im Talar oder Habit mit der Dynamik ihrer Sexualität nicht fertig geworden sind und die kirchliche Obrigkeit lange tatenlos zusah bzw. sich meist nur um eine "geographische Lösung" bemüht hat; die Täter wurden versetzt. Da reicht es nicht, eine Verschwörung zu wittern oder dem Zeitgeist die Schuld zu geben. Es ist für die Kirche ohne Zweifel heilsam, genauer hinzuschauen und Schlussfolgerungen zu ziehen.


In einem Ambiente, wo es Sexualität offiziell nicht gibt, wächst und gedeiht sie nicht selten in Formen, die es nicht geben sollte. Da es offiziell nicht gibt, was es nicht geben darf, wird dann verschwiegen, vertuscht und manchmal wurden sogar die Opfer zu Tätern gemacht. Ein befreiterer Umgang der Kirche mit der Sexualität könnte sie letztlich auch von genau diesen Versuchungen befreien.