Auf die Zähne beißen und durch. Das scheint immer noch ein Männermotto zu sein, das tief sitzt. Manchmal geht es vielleicht nicht anders. Nicht selten ist diese Haltung nur selbstzerstörerisch.

Von Markus Hofer

Jeder fünfte Mann wäre bereit, sich für persönliche Hilfe an eine professionelle Einrichtung zu wenden. Bis er das allerdings tatsächlich tut, vergehen im Schnitt 6,5 Jahre. Das sind die Ergebnisse einer breiten Befragung unter Männern, die im Männerbericht der Bundesregierung präsentiert wurden. Umgekehrt formuliert heißt das: Wenn Männer sich wirklich Hilfe holen, dann haben sie ihr Problem im Schnitt schon sieben Jahre mit sich herum getragen!


Das sind sieben Jahre auf die Zähne beißen und durch, sieben Jahre aushalten und dulden, oft auch sieben Jahre stilles vor sich hin leiden, sieben Jahre falsches und unbedanktes Heldentum.
Das größte Problem von uns Männern ist immer noch, dass wir glauben kein Problem haben zu dürfen. Dieses falsche Klischee von Männlichkeit ist bestimmt von der Haltung: Männer haben keine Probleme! Männer brauchen keine Hilfe! Der sorglose Umgang mit der eigenen Gesundheit und das Ignorieren persönlicher Problemlagen gelten zwar als „männlich“, aber es ist ein selbst zerstörerischer Umgang mit sich selber. 


Natürlich hätte die Wirtschaft gerne Männer, die immer funktionieren und nie etwas haben. Trotzdem: Wenn das Auto etwas hat, bringen wir es in die Werkstatt, dann muss ein Profi her. Wenn wir selber etwas haben, wird geschwiegen und auf die Zähne gebissen. Wir Männer müssten liebevoller mit uns selber umgehen.
Die alte Devise „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ könnte auch anders lauten: „Ein Indianer kennt seinen Schmerz“. Das heißt noch lange nicht, dass er ihn im Bauchladen vor sich herträgt. Aber er weiß damit verantwortungsvoll umzugehen und er schämt sich nicht Hilfe zu holen, wenn er sie braucht.