„Jeder ist seines Glückes Schmied“ – das ist höchstens die halbe Wahrheit. Nicht selten gibt es Menschen, zu denen das Schicksal einfach nicht fair war, die mehr in den Rucksack bekommen haben als andere.

Von Markus Hofer

Anton L. sitzt in seiner kleinen, aber netten Wohnung und hadert mit dem Schicksal. Seit er in Pension ist, lebt er von seiner Frau getrennt und hat sich diese kleine Wohnung genommen. Eigentlich könnte er jetzt endlich das Leben genießen, aber er verzweifelt fast am Leben, weil es zu ihm nicht gerecht war.


Seine Frau war Jahrzehnte lang psychisch sehr krank. Trotzdem hatten sie zwei Kinder und sie gut über die Runden gebracht. So sehr seine Frau auf Grund ihrer Krankheit der schwache Teil der Familie war, war Anton immer der starke. An ihm ist alles gelegen und er hat auch alles getan für seine Frau und seine beiden Kinder. Er hat nicht nur im Beruf das Geld für die Familie verdient, sondern auch die ganze Verantwortung getragen. Hausbau, Kindererziehung, Gesundheit, der psychischen Zustand seiner Frau – alles ruhte allein auf seinen Schultern. Im Gegensatz zu seiner Gattin hatte er die Kraft dazu und das Schicksal hat es ihm gleichsam zugemutet.


Als er in Pension ging, war ein Zusammenleben mit seiner kranken Frau nicht mehr möglich. Sie trennten sich und er bezog die kleine Wohnung. Die beiden Kinder sind innerlich bei ihrer schwachen, hilfsbedürftigen Mutter geblieben. Sie können es zwar verstehen, dass Papa ausgezogen ist und so nicht mehr leben konnte, nach allem, was er schon durch gemacht hat. Anton hingegen verzweifelt fast daran, dass er zur Tochter gar keinen und zum Sohn auch nur noch wenig Kontakt hat und seine Enkel selten bis gar nicht sieht. 


Das Leben ist nicht immer gerecht und das hat uns auch niemand versprochen. Es hat Anton mehr zugemutet – nicht zuletzt auch, weil er die Kraft hatte, mehr zu tragen. Seit er seine Situation so annehmen kann, huscht auch in seiner kleinen Wohnung öfter ein Lächeln über sein Gesicht.