Jahrzehntelang war unumstritten, dass die Arbeit vor dem Privatleben kommt und sich alles andere der Arbeit unterzuordnen hat. Glaubt man der neuen Lifestyle-Studie, gab es da einen radikalen Wandel.

Von Markus Hofer

Noch bei den alten Griechen und Römern war klar: Arbeiten tut nur, wer es nötig hat. Wer etwas war, ließ arbeiten und machte sich selber keine Finger schmutzig. Es dauerte allerdings noch viele Jahrhunderte, bis die Arbeit zum obersten Lebensinhalt wurde und die Freizeit nur der Erholung von der Arbeit diente. Im Mittelalter gab es neben den Sonntagen noch bis zu hundert Feiertage.


„Müßiggang ist aller Laster Anfang“, hieß es dann im Bürgertum und die Arbeit wurde zum obersten Prinzip. Die Wertigkeit war jetzt klar: Arbeit kommt vor dem Privatleben. Glaubt man der jüngsten Lifestyle-Studie des Fessel-Instituts, dann scheint sich inzwischen aber eine kleine Revolution vollzogen zu haben. Die Einstellung der Österreicher zur Arbeit hat sich derart radikal geändert, dass die Forscher erst noch einmal nachrechneten, weil sie den Ergebnissen nicht glauben wollten. 


Der Stellenwert der Arbeit ist nicht mehr so zentral also noch vor zwanzig Jahren und wird viel weniger mit Lebenssinn in Verbindung gebracht. Die Priorität scheint sich verkehrt zu haben und heißt jetzt: Privatleben vor Arbeit. Die eigene Selbstverwirklichung hat für die Menschen heute weniger mit Arbeiten und Geldverdienen zu tun als früher. Ein Beispiel: Stimmten vor zwanzig Jahren noch über 70% dem Satz zu „Man muss bereit sein, für seine Arbeit auch private Opfer zu bringen“, so sind es heute nur noch 34%. Vielleicht bewegen wir uns wirklich mehr in Richtung des guten Lebens.