Ist bereits ein Weichei, wer im Sitzen pinkelt? Und reinigt ein Steh-Pinkler die Toilette nie? Was kann oder darf ein Mann, der noch als männlich gelten will? Manches scheint fraglich geworden!

Von Markus Hofer

Die Männerrolle ist in Bewegung – vielleicht wie noch nie. Auf der einen Seite gibt es die Weicheier, Frauenversteher, Warmduscher, Schattenparker, Sitzpinkler, Chefgrüßer und seit neuem auch Windows-Fehlermeldung-Ernstnehmer oder SPAM-Ausdrucker. Auf der anderen Seite stehen natürlich die Harteier, Ampelignorierer, Grill-mit-Benzin-Anzünder, Kampfhundstreichler, Klobürsten-Ignorierer, An-Elektrozaun-Pinkler, Bei-Regen-Cabrio-offen-Fahrer und E-Mail-vom-Chef-ungelesen-Löscher.


Jeder Spaß hat seinen Hintergrund. Die Debatte um Harteier und Weicheier demonstriert im Grunde, wie sehr die Männerrolle in Bewegung gekommen ist, wie sehr es fraglich geworden ist, was noch als ‚männlich’ gelten kann, wie sehr sich, bei allem Humor, auch Verunsicherung unter Männern breit macht.
Der Macho ist entlarvt und der Softi verunglückt. Immer mehr Männer spüren, dass die vorgegebenen Bilder nicht mehr tragen, dass ihre Lebensorientierungen nicht mehr greifen. Die Aufweichung der starren Rollen bringt eine größere Vielfalt an Lebensentwürfen auch für Männer, aber es wird zuerst einmal nicht unbedingt einfacher. 


Manche Männer versuchen neue Wege, andere wieder sind verunsichert, was ihr eigenes Mannsein anbelangt. Und dann gibt es natürlich noch jene, die nach wie vor so tun, als ob nichts wäre – nicht ganz ungefährlich bei einer Scheidungsrate von 50%.
Mannsein ist etwas schönes, aber es hat auch seine Risiken und Nebenwirkungen. Vieles ist möglich. Aber dazu muss man(n) einmal bei sich selber einkehren, dazu muss man(n) erst wissen, was man(n) will!