Buben spielen mit der Eisenbahn, Mädchen mit Puppen. Dieser Satz ist längst Geschichte. Mit der Eisenbahn spielen heute überhaupt nur ausgewachsene Männer und manche Frau meint: Das allein ginge ja noch!

Von Markus Hofer

Zuerst ist es ein langer, oft mühsamer Prozess, bis aus Buben Männer werden. Umgekehrt kann es blitzschnell gehen. Da braucht es nur eine Carrera-Rennbahn, die Augen leuchten auf – und aus Männern werden wieder Buben. Dominik zum Beispiel liebt „Warhammer“. Stunden und Nächte verbringt er damit, daumengroße Plastikmonster anzumalen und sie dann unter Kollegen in die Fantasy-Schlacht zu schicken. Doch das spielt sich nicht im Kindergarten ab. Es sind Studenten, Jungakademiker, erfolgreiche Berufsmänner, die ihre Ritter, Zwerge und futuristischen Ungetümer gegenseitig nächtelang in Rollen- und Strategiespielen über ein Spielfeld jagen. 


Sein Vater hat noch einen ganz anderen Bubentraum: Baggerfahren. Zum 50er bekam er ihn dann auch erfüllt. Es gibt tatsächlich Erlebnisparks mit authentischer Baustellenumgebung, wo Männer, gerne bestaunt von ihren Söhnen oder Töchtern, ganze Erdhügel von A nach B schaufeln können. Da lacht natürlich das im Büroalltag unterdrückte Männerherz. Normal hat er es vor allem mit Zahlen zu tun und dagegen sind ein paar Tonnen Dreck schon mal was anderes. Die Frauen schütteln den Kopf und den Männern tut es trotzdem gut.
Eugen Roth hat es in seinem Gedicht über „Das Kind im Manne“ humorvoll auf den Punkt gebracht: 


„Bekanntlich kommt das Kind im Weib
durch das Gebären aus dem Leib.
Da aber sich das Kind im Mann
nicht solcherarts entfernen kann
ist es begreiflich, dass es bleibt
und ewig in ihm lebt und leibt.“


Wir dürfen also auch unseren Bubenträumen nachgehen. Vielleicht ist es überhaupt gut, das Kind in uns zu pflegen. Sonst werden wir zu schnell alt.