„Wann ist ein Mann ein Mann?“ singt Herbert Grönemeyer in seinem Männer-Lied. Früher, da war ein Mann noch ein Mann – ohne Fragezeichen. Die Jäger und Cowboys sind orientierungslos geworden

Von Markus Hofer

Wir Männer haben ein Stück unserer Identität verloren. Die alten Bilder vom Jäger, Cowboy oder Ritter sind bedeutungslos, wenn nicht sogar lächerlich geworden. Neue Bilder haben wir bislang kaum entwickelt. Gleichzeitig haben sich die Frauen in den letzten Jahrzehnten ganz ordentlich entfaltet. Sie wissen, was sie alles wollen und was es heißt, Frau zu sein. Dahinter steht für sie kein Fragezeichen. Vielleicht haben wir Männer zu lange nur zugeschaut, ohne selbst zu überlegen, wer wir sind oder sein wollen. 


Oberflächlich besehen funktionieren die alten Bilder nicht mehr, doch stecken dahinter Herausforderungen und Fähigkeiten, die recht gesehen heute noch aktuell wären. Männerforscher haben in Geschichten, Märchen, Sagen und Legenden nach kraftvollen Bildern des Männlichen gesucht. Dabei sind sie auf vier sog. Archetypen gestoßen, man könnte auch sagen Urbilder des Männlichen. Es sind vier verschiedene Grundmuster männlicher Stärke, denen sie auch eine entsprechende männliche Energie zuschreiben. Diese vier Urbilder sind der König, der Krieger, der Magier und der Liebhaber.


Das mag jetzt sehr traditionell oder abgenutzt klingen, doch es sind vier sehr verschiedene und interessante Grundvollzüge von Männlichkeit, die man bildhaft nehmen darf. Diese Grundmuster sind ein Stück weit in uns angelegt und mehr oder weniger ausgebildet. Jeden dieser Archetypen gibt es auch in seiner unreifen Form: der unreife König, Krieger usw. Es sind Bilder, die uns zeigen, was reife Männlichkeit sein könnte und nicht zuletzt illustrieren sie auch die Vielfalt des Männlichen: Wir sind nicht nur so oder so.