Männer schlagen nicht nur Frauen, sondern mehr noch andere Männer. Und Männer werden auch geschlagen. Zwei Vorarlbergerinnen haben sich an der Fachhochschule diesem verdrängten Thema angenommen.

Von Markus Hofer

Es gibt nicht, was nicht sein darf. Dieses Motto gilt auch für Gewalt gegen Männer. Gewichtige Alltagsmythen stemmen sich dagegen. Da ist einmal der feministische Mythos, dass die Frau Opfer und der Mann Täter ist und dieser spielt zusammen mit dem alten Macho-Mythos, dass ein Mann sich nicht schlagen lässt, schon gar nicht von einer Frau; und wenn, würde er es nie zugeben. Burschen lernen schon früh, eigene Gewalterfahrungen zu ‚schlucken’, als ob das selbstverständlich zum Mannsein dazu gehört. Indianer kennen ja keine Schmerzen.


Marcella Melk und Katharina Veit, zwei Studentinnen der Fachhochschule Vorarlberg haben sich in ihrer Diplomarbeit diesem Tabu angenommen. Etwa drei Viertel der Gewaltopfer sind männlich und die wenigen Dunkelfeld-Studien zeigen, dass in der Täterschaft Frauen den Männern nicht viel nachstehen. Für die Autorinnen ist es kein Zufall, dass es für unseren Bereich keine aktuelle Studien gibt, denn: Es gibt nicht, was nicht sein darf. Es ist ein Thema, das Frauen wie Männer offiziell nicht interessiert. Umso mehr erstaunt es, dass im Jahr 2004 in Vorarlberg sich immerhin 26 Männer als Opfer häuslicher Gewalt an die Interventionsstelle gewandt haben.


Die Autorinnen legen zu Recht Wert darauf, dass nicht Gewalt an Frauen und Gewalt an Männern gegenseitig ausgespielt werden, stellen aber umgekehrt die Frage, warum die eine Seite verschwiegen wird, während die andere - Gott sei Dank - ans Licht kommt. Sie sind überzeugt, dass es systematische Wahrnehmungsblockaden unserer Gesellschaft sind, die dieses Thema nicht aufkommen lassen und gleichzeitig orten sie auch blinde Flecken bei professionellen Helferinnen und Helfern.