Biologisch gesehen scheinen die Männer aggressiver zu sein als die Frauen. Verantwortlich dafür, sagen die Experten, sei das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Sind Männer damit auch gewalttätiger?

Von Markus Hofer

Wenn von männlicher Gewalt die Rede ist, sind zwei Dinge vorerst ganz klar auseinander zu halten: Gewalt und Aggression. Konflikte, Auseinandersetzungen und auch manche Rangeleien sind für uns Männer ein Teil des Lebens. Der Sport, die Konkurrenzkämpfe in der Wirtschaft und auch viele private Revierkämpfe geben Zeugnis davon. Es wäre aber verhängnisvoll, uns Männer deshalb gleich als streitlustig hinzustellen, nur weil wir solchen Dingen nicht aus dem Weg gehen bzw. sogar einen Gefallen daran finden. Aggression ist in gewissem Ausmaß ein natürlicher Bestandteil der Männerwelt. Das lateinische Wort „aggredere“ heißt so viel wie „in Angriff nehmen“. Diese Aggression ist zuerst einmal eine vitale Kraft, eine Antriebsfeder, neudeutsch die Power, um etwas zu leisten, etwas zu verändern, zu gestalten. Letztlich liegt dahinter schon auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron, das diese Eigenschaften mitbewirkt.


In diesem Sinn ist davor zu warnen, Aggression vorschnell mit Gewalt gleichzusetzen. Bereits für männliche Jugendliche gilt, dass sie ihre Kraft nicht unterdrücken sollen, aber lernen müssen, mit ihr gut umzugehen. Der gewalttätige Mann ist nämlich durchwegs jener, der es nicht gelernt hat, mit seiner Aggression und Kraft umzugehen. Gewalt und Brutalität sind gerade nicht Ausdruck männlicher Stärke. Vielmehr sind es innerlich schwache und unreife, manchmal auch hilflose und überforderte Männer, die zu körperlicher Gewalt greifen. Es sind jene, von denen es dann in der Zeitung heißt: „Von dem hätten wir es nie gedacht, das war doch immer so ein Ruhiger...“ Die großen Katastrophen passieren interessanterweise nicht in jenen Familien, bei denen fast täglich einmal eine Türe laut ins Schloss kracht. Starke Männer schlagen nicht!