Männer und Frauen ticken tatsächlich verschieden, auch wenn natürlich nicht alle Männer oder Frauen gleich sind. Doch kann es durchaus sein, dass hilfsbereite Männer übersehen, was die Frau wirklich bräuchte.

Von Markus Hofer

Waltraud sitzt zuhause, völlig aufgelöst. Die Diagnose, die sie von ihrem Arzt erhalten hat, war alles andere als erfreulich. Sie ist verzweifelt, voller Ungewissheit über alles, was kommen wird und sie hat Angst. Mit einer Freundin hat sie schon telefoniert, eine andere war zu Besuch. Sie haben stundenlang geredet, Waltraud vor allem und das hat ihr gut getan. Sehnsüchtig wartet sie, bis ihr Mann am Abend nach Hause kommt und sie mit ihm über alles reden kann.


Er ist vorerst natürlich schockiert, ringt fast nach Luft. Doch dann reißt er sich am Riemen und packt seinen Werkzeugkoffer aus. Er will ihr helfen, indem er alle möglichen Lösungen präsentiert: Wie gut heute die Ärzte seien, dass das schon wird und zudem habe er gelesen... usw. Er meint es nur gut, aber genau das gibt ihr den letzten Rest. Ratschläge können wirklich Schläge sein. Er will ihr helfen, aber er kommt mit dem falschen Werkzeug.


Wir Männer ticken eher lösungsorientiert. Probleme sind zum Lösen da, ist unsere Devise. Das ist oftmals auch gut und da liegen männliche Stärken, wenn es darum geht, etwas vorwärts zu bringen. Aber es gibt Situationen, in denen unser Werkzeugkoffer noch nicht gefragt ist. Frauen suchen in solchen Situationen zuerst einmal keine Lösung, sondern Mitgefühl und Verbundenheit. 


Wenn wir das nicht merken, können wir vieles falsch machen, auch wenn wir es noch so gut meinen. Frauen geht es tatsächlich besser, wenn sie lange über etwas reden konnten; da geht es gar nicht um die einzelnen Worte. Die Lösung ist einfach: Zuhören reicht, ihre Hand halten oder sie in den Arm nehmen.