Frauen lieben Männer und Männer lieben Fußball? Nein, ganz so schlimm ist es wieder nicht, auch wenn sich während einer Fußball-WM manch eine Frau als Strohwitwerin vorkommen mag.

Von Markus Hofer

Es ist eine wichtige Sache für Männer, der Fußball, und darüber lässt sich gar nicht streiten. Frauen behaupten immer wieder, Männer seien emotional amputiert, kommunikativ gehemmt und unfähig Gefühle zu zeigen. Doch schauen Sie einmal genau hin, was sich da bei der Weltmeisterschaft abspielt: Männer liegen sich in der Armen, küssen sich, weinen, einzeln oder auch im Kollektiv, tanzen durch die Gegend, trösten sich zärtlich, feiern gemeinsam und pflegen ihre Gefühle im Rudel. Also stimmt es doch, dass Frauen Männer und Männer Fußball lieben?


Fußball gestattet Männern emotionale Ausbrüche aus der geordneten, sachlichen Welt, Gefühle, vor denen sie keine Angst haben müssen. Und Fußball gestattet ihnen diese Leidenschaft im Kollektiv, im Rudel, und zwar so, dass für ein paar Stunden alle Hierarchien aufgehoben sind. Schüler und Professor, Lehrling und Chef können ohne Unterschied gleichzeitig vom selben schwärmen und stundenlang darüber reden. Alle sind hier gleich, außer dass man für die eine oder die andere Mannschaft steht.


Männer zeigen ihre Gefühle lieber über Drittes, im Schwärmen von einer Fußballmannschaft, in Freude oder Trauer über Sieg oder Niederlage – in Unwichtigem, würden Frauen sagen, aber das sagen Frauen. Für viele Männer ist es eben wichtig.


Fußball ist nicht nur eine zivilisierte Form von Krieg, es geht dabei um Existenzielles: Wer bringt ihn als erstes da hinein. So beginnt unser aller Leben. Irgendwo ruht seelenruhig eine Eizelle, während auf der anderen Seite Millionen von Spermien darum kämpfen, wer das schnellste und stärkste ist, wer als erstes rein kommt. Wir alle waren einmal das schnellste und stärkste Sperma und haben gewonnen – wie im Fußball. Zu weit her geholt? Kann sein! Trotzdem: Fußball ist für viele Männer eine wichtige Sache, die auch viel mit Gefühlen zu tun hat.