Es gibt viele, vor allem jungen Menschen, die alles tun, um möglichst schlank und rank zu sein. Waren bisher vor allem die Frauen betroffen, schwappt der Schlankheitswahn zunehmend auch auf Männer über.

Von Markus Hofer

Die Ratgeber und Kurse zum Abnehmen und Schlankwerden sind inzwischen unüberschaubar geworden. Geben Sie bei Amazon das Stichwort „schlank“ ein, finden Sie auf Anhieb 1800 Bücher zum Thema. Allen diesen Ratgebern geht es vornehmlich um die Gesundheit. Sie meinen’s ja alle gut, die sich um unsere Gesundheit Sorgen machen und natürlich davon leben wollen. Manchmal frage ich mich aber, ob dieser Trend nicht bereits das Problem ist, für dessen Lösung er sich ausgibt. Dahinter lauert immer, offen oder versteckt, das Motto: Du bist zu dick! 


Schlanksein ist nicht nur zur allgemeinen Norm geworden, sondern bei vielen Menschen schon zum Schlankheitswahn. Attraktivität wird in aller Oberflächlichkeit mit Schlanksein gleichgesetzt. Wir leben zwar in einer sexuell befreiten Gesellschaft, die aber in einer neuen Weise körperfeindlich geworden ist; körperfeindlicher vielleicht als sie es je war. Lange Zeit betraf es vor allem die jungen Frauen und ich möchte gar nicht wissen, wie viele der täglichen VN-Mädchen mit Essstörungen zu kämpfen haben, bis sie es spindeldürr in die Zeitung schaffen. Daneben gibt es die Männerzeitschrift „Mens Health“ – zu Deutsch: „Männergesundheit“ -, auf deren Titelseite nur Waschbrettbäuche vorkommen, die man(n) mit einer gesunden Lebensform vermutlich nie erreicht. 


Nach außen treten sie cool auf, die jungen Frauen und Männer, und doch ist vieles Fassade. Im Grunde ist es nämlich mangelndes Selbstbewusstsein, wenn man sich sklavisch an krankhafte Normen körperlicher Attraktivität ausliefert. Das Thema muss noch viel offener diskutiert werden, um den Bann zu brechen.