Manche Männer sind in Beziehungsfragen fast sprachlos. Sie sind es auch gewöhnt, dass ihre Frau alles erledigt, was mit Reden und Beziehung zu tun hat. In der Familie sind sie hauptsächlich der, der das Geld bringt.

Von Markus Hofer

„Männer auf der Suche“ heißt ein sehr anregendes Buch von Steve Biddulph. Darin erzählt er die Geschichte von einem Sohn, der mit seinem Vater reden möchte und dabei auf eine Mauer der Sprachlosigkeit stößt:
Vater und Sohn haben in den vergangenen Jahren kaum Kontakt gehabt, und der Sohn hat über ihr Verhältnis nachgedacht. Er ruft seinen Vater an. Als der Vater den Telefonhörer abnimmt, versucht der Sohn mit ihm ins Gespräch zu kommen.


„Hallo, Papa, ich bin’s.“
„Ach, ja, hallo Sohnemann. Ich hole gleich mal deine Mutter...“
„Nein, du brauchst die Mama jetzt nicht zu holen. Ich will nur mit dir sprechen...“
Pause. Und dann:
„Wieso? Brauchst du Geld?“
„Nein, ich brauche kein Geld.“


Der jüngere Mann beginnt dann, seinen (ein wenig einstudierten, gleichwohl höchst störanfälligen) Text zu sprechen:


„Ich habe in letzter Zeit oft an dich gedacht, Papa, und an alles, was du für mich getan hast. All die langen Jahre, die du gearbeitet hast, damit ich studieren konnte und damit wir was zum Leben hatten. Ich führe jetzt ein ganz angenehmes Leben, und das verdanke ich deiner Starthilfe. Das ist mir gerade so eingefallen, und dabei ist mir klar geworden, dass ich eigentlich nie wirklich ‚Danke’ zu dir gesagt habe.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Der Sohn fährt fort:
„Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich dir danke ... und dass ich dich liebe.“

Pause. Und dann:


„Hast du getrunken???“


Gerade Männer, die in einem traditionellen Sinn „männlich“ erzogen worden sind, tun sich schwer, über Persönliches oder gar Gefühle zu reden. Sie müssen keine Romane erzählen und dürfen in ihren einfachen, kargen Worten reden, aber es ist gefährlich, wenn sie in ihrem Meer des Schweigens ertrinken. Und nicht zuletzt sollten sie in der Familie auch sprachlich einen Platz haben.