Wenn die Kinder älter werden fühlen sie die Eltern manchmal zunehmend überflüssig. Doch es ist normal und sogar wichtig, dass sich die Jugendlichen beginnen zu lösen. Bedeutsam bleiben die Eltern trotzdem.

Von Markus Hofer

„Früher, da war es viel einfacher mit den Kindern“, klagte ein Vater. „Da sind sie von sich aus gekommen, haben mit mir gespielt und haben gefragt, ob ich mit ihnen etwas mache. Jetzt habe ich den Eindruck, ich bin nur noch wichtig, wenn sie kein Geld mehr haben. Ansonsten spiele ich keine Rolle mehr.“ Ein anderer Vater würde vielleicht noch ergänzen: „Zudem konnte man mit ihnen früher kuscheln. Jetzt wird nur debattiert und gestritten“


Die beiden Väter kann man gut verstehen und trotzdem ist es eine ganz normale Entwicklung – auch das manchmal heftige sich abgrenzen. Aus den Mädchen und Buben sind allmählich junge Frauen und Männer geworden, die zunehmend ihre eigenen Wege gehen. Sie unternehmen nicht mehr so viel mit dem Vater, haben ihre eigene Welt, ihre Schule, ihre eigenen Freunde und manchmal schon den eigenen Freund, die eigene Freundin. Sie sind zwar dankbar, dass Papa ihnen Schi fahren beigebracht hat, aber sie gehen lieber mit den eigenen Freunden Schi fahren. 


Trotzdem, auch wenn sie es nicht aussprechen, ist es für sie eine große Frage, wie der Papa zu ihnen steht, sie loslässt, sich mit ihnen auseinandersetzt, wie er sie behandelt, auch was er tut, wenn sie „mal Mist gebaut“ haben. Letztlich spitzt es sich auf eine Frage zu: Glaubt der Vater an seinen Sohn? Glaubt er an seine Tochter? Wenn sie spüren, dass der Vater an sie glaubt und ihnen trotz Auseinandersetzungen vertraut, gibt es ihnen eine ruhige Kraft und sie müssen sich nicht ständig beweisen. Wenn der Vater an sie glaubt, nehmen sie ihn gerne als Vorbild, ohne dass er ein Idealvater sein müsste.