In der Literatur oder in Fernsehserien hat man Spaß mit frechen Lausbuben, die sich ihre Streiche leisten. Doch im wirklichen Leben ist den Jungs heute weit weniger gestattet als früher. Ihr Radius ist einiges enger geworden.

Von Markus Hofer

Ein Lehrling kommt traurig zur Arbeit. Der Lehrlingsausbildner fragt nach, was los ist und warum er so ein Gesicht macht. "Meine Ex-Freundin macht mir Stress!" "Was du hast mit 15 schon eine Ex-Freundin“, entgegnet der Lehrlingsausbildner, „wir haben damals noch Baumhütten gebaut!" Enttäuscht antwortet der Jugendliche: "Das dürfen wir heute nicht mehr!" 


Geschimpft auf die Jugend wurde immer schon. Doch die Rahmenbedingungen, unter denen sich das Jungsein abspielt, haben sich stark verändert. Sie haben sich nämlich verschärft. Wenn wir etwas älteren Männer zurück denken an unsere Jugend, dann hatten wir zweifellos mehr Spielraum. Wir konnten uns Dinge leisten, für die man zwar vielleicht eine Ohrfeige, aber nicht mit der Polizei zu tun bekam. Vieles, was früher als Lausbubenstreich durchging, gilt heute schon als Jugendkriminalität. Vor allem für die männliche Jugend ist damit der Radius enger geworden, die Gefahr dem Strafrecht ins Gehege zu kommen viel größer. 


Wer kennt nicht von früher Tom Sawyer und Huckleberry Finn, zwei stadtbekannte Lausbuben, die unter der strengen Regentschaft von Tante Polly leben, sowie Toms streberhaftem Bruder, der sie mehr als einmal bei der Tante anschwärzt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Huck und Tom nicht irgendwelche Streiche aushecken. Heute würde man die beiden vermutlich in die sozialmedizinische Beratung verfrachten und sie möglicherweise mit Ritalin ruhig stellen. Es ist Zeit darauf zu achten, dass wir die lebendigen Jungs nicht nur als Störenfriede sehen, sondern wieder ein Herz für sie entwickeln.