Nach dem „König“ steht das zweite Urbild des Männlichen an: der „Krieger“. Sind solche Begriffe nicht gefährlich, wenn täglich von männlicher Gewalt zu lesen ist? Es geht um die Rolle der männlichen Kraft.

Von Markus Hofer

Es ist verständlich, wenn manche, gerade auch Frauen, vielleicht zusammen zucken, spricht man heute noch vom Krieger. Das kann natürlich kein Aufruf zu Krieg sein, sondern viel mehr geht es um die Frage des Umgangs mit männlicher Kraft. Beim Krieger denken die meisten an die fehlgeleitete und unreife Kriegerenergie, die sich in Form männlicher Gewalt oder Brutalität äußert – und die kann nicht akzeptiert werden.


Manchmal lungern männliche Jugendliche herum - vielleicht sind sie sogar arbeitslos - und man spürt, dass es in ihnen zwar brodelt, dass sie viel Kraft haben, aber nicht wissen wofür. Sie sehen keine Ziele, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ihre männliche Kraft ist nicht eingebunden in ein sinniges Ganzes und dann kann es sein, dass sie ganz willkürlich ihre Aggression ausleben. Gerade vaterlose Jugendliche stehen in der Gefahr, gewalttätige Krieger zu werden, vielleicht gerade weil ihnen der Kontakt zu einem guten König fehlt, der ihnen Sinn und Orientierung geben könnte.


Eine andere Form des Schattenkriegers ist die zwanghafte Persönlichkeit, der Workaholiker, der den Fuß nicht mehr vom Gaspedal nehmen kann, der Tag und Nacht arbeitet, um irgend etwas zu „retten“. Wer ehrlicherweise zugeben muss, dass er nicht auf sich selber achtet, dass er nicht auf sein geistiges, seelisches und körperliches Wohl schaut, ist höchstwahrscheinlich im Griff des Schattenkriegers. Unser Wirtschaftssystem kalkuliert teilweise mit dem sadistischen Schattenkrieger und beutet damit Männer buchstäblich aus. Es gibt bereits Betriebe, in denen es gern gesehen wird, wenn sich Männer scheiden lassen, weil sie dann noch mehr dem Betrieb zur Verfügung stehen. Um ausgebeutet zu werden, wirft an dieser Stelle der reife Krieger ein, muss man sich aber auch ausbeuten lassen.