Nach Königen, Kriegern und Helden folgt der sog. Archetyp des Magiers. Ist das der Zauberer mit dem weißen Bart wie Gandalf im Herr der Ringe? Um die Weisheit von Männern geht es auf jeden Fall.

Von Markus Hofer

Erich ist vom Schicksal nicht verschont worden. Seinen Betrieb hat er durch Höhen und Tiefen gesteuert, sich selbst verausgabt bis zum Burnout, bis er einfach nicht mehr konnte. Schicksalsschläge in der Familie kamen dazu. Heute ist Erich Pensionist und Großvater und wenn man ihn ansieht, so wirkt er überhaupt nicht „gezeichnet“. Er hätte allen Grund verhärtet oder vergrämt zu sein, doch statt dessen umzieht ein köstliches Lächeln seine Mundwinkel. Immer, wenn ich Erich sehe, denke ich an das Bild des Magiers. Er ist es in der Form des weisen älteren Mannes, den das Leben nicht zornig oder verbittert, sondern weise und abgeklärt gemacht hat.


Erich hat auch so gar nichts zu tun mit den unreifen Magiern, den Scharlatanen, Gurus oder Volksverführern, die immer ein riesen Theater machen, ein Show um sich selber, verliebt in die eigenen Ideen. Durch Tricks und Manipulationen wollen sie Menschen von sich abhängig machen und ausnützen.
Erich ist ein älterer Mann, bei dem man sich einfach wohl fühlt, der nicht mehr viel Worte macht und der alle gelten lassen kann. Beim Magier geht eben nicht um Wissen, das dann allen übergestülpt wird. Manche glauben ganz genau zu wissen, was für alle gut und richtig wäre und gehen einem damit unsäglich auf die Nerven. Sie wollen alles einordnen und beurteilen und können nichts stehen lassen, wie es ist. 


Erich, um bei ihm als Beispiel zu bleiben, ist nicht gescheiter als andere – aber weiser. Und warum? Weil er sich vom Leben hat wandeln lassen. Weil er durch die Gegensätze und Brüche des Lebens reifer geworden ist, weil er sich deshalb nicht mehr so wichtig nimmt. Und als Trost für uns alle, den Erich gibt es wirklich und damit die Chance, dass auch wir durch den Strom des Lebens lernen zu verstehen und weiser werden.