Bilder von Partnerschaft als dauerhafter Harmonie sind unrealistisch – und wenn wir ehrlich sind auch langweilig. Partnerschaft ist etwas Lebendiges in jeder Beziehung.

Von Markus Hofer

Unlängst gab es eine Untersuchung mit einem verblüffenden Ergebnis: Wer mehr streitet, hat auch mehr Sex. Gut, könnte man einwenden, nach dem Streit muss man sich wieder versöhnen und vermutlich kommt die Statistik so zustande. Das ist aber nur ein Teil des Ganzen, denn das Ergebnis der Studie widerspiegelt nicht nur den Versöhnungssex; so schön er auch ist. Es scheint generell etwas dran zu sein an der Devise: Wer mehr streitet, hat auch mehr Sex.

Der vermeintliche Widerspruch ist nur ein vordergründiger. Die Bilder von Beziehung als Zustand reiner Harmonie sind nicht nur unrealistisch. Wir würden diesen Zustand auf Dauer gar nicht aushalten. Ein Happyend ist etwas schönes, weil es vorher durcheinander gegangen ist. Happyend als Dauerzustand würde uns bald einmal zu langweilig werden. Wir müssen davon weg kommen, Streit in der Beziehung immer als etwas Schlimmes anzusehen. Mann und Frau sind schon so unterschiedlich programmiert, dass es auf Dauer nicht ohne Streit gehen kann. Ich sehe darin viel eher einen Ausdruck der Lebendigkeit und Vitalität einer Beziehung. Man sieht daran, dass die beiden noch nicht eingeschlafen sind – und sexuell dann eben auch nicht.

Das Optimum ist nicht das Maximum. Die Devise kann also nicht heißen: Je mehr Harmonie umso besser. Nach einer zu großen Dosis Harmonie produzieren wir instinktiv einen Ehekrach, weil wir es anders gar nicht mehr aushalten würden. Es braucht schließlich auch Salz in der Beziehungssuppe, sonst wird sie fad. Streit und Sex haben genau das gemeinsam: Sie würzen die Suppe!