Die Schmetterlinge im Bauch sind etwas Wunderbares. Erst genießt man den Zustand und denkt gar nicht daran, dass es je anders sein könnte. Meist kommt aber irgendwann die Frage: Ist es die wahre Liebe?

Von Markus Hofer

Es ist so eine Sache mit der „wahren Liebe“. Wenn man das nur so genau wissen könnte! Die Rede von der „wahren Liebe“ ist verführerisch und vielleicht nicht ganz ungefährlich. Warum? Da steckt dieses verhängnisvolle „es“ drinnen. Die Frage lautet meistens: „Wie merkt man, ob ES die wahre Liebe ist?“ Manche Menschen würden heute am liebsten heiraten mit der Formel: „Ich will dich lieben und achten, solang ES gut geht.“ Aber: Wer ist „ES“? Also ich habe den Kerl noch nie getroffen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Rede von der „wahren Liebe“ wie eine im Vorhinein eingebaute Ausrede ist. Man kann dann, wenn ES nicht geklappt hat, immer noch sagen: „Dann war ES eben nicht die große Liebe!“

Das ist mir eigentlich etwas zu billig, weil wir selber nur passiv vorkommen, weil Liebe weder nur Gefühl noch nur Illusion ist. Liebe hat auch mit Entscheidung zu tun, mit bewusster Veränderung des Lebens, dem eigenen Wollen, mit dem Übernehmen von Verantwortung – alles andere wäre wirklich Illusion. Ob es die „wahre Liebe“ sein wird, das hängt schon auch von uns selber ab – und nicht vom „ES“.

Selbstverständlich können wir scheitern. Diese Möglichkeit gehört zum Leben und in jedem Scheitern steckt eine Chance. Wenn ich scheitere, dann war es eben meine Dummheit, meine Unüberlegtheit, meine Sturheit, meine Unfähigkeit oder was auch immer. Ich habe aber die Chance, daraus zu lernen, selber zu reifen und für einen weiteren Versuch fähiger zu werden. Wenn aber „es“ schuld ist, weil ES halt nicht die „wahre Liebe“ war, dann bin ich natürlich nicht schuld, trage auch keine Verantwortung, nehme mir aber gleichzeitig die Möglichkeit gescheiter zu werden.