Älter werden ist nicht einfach in einer Gesellschaft, in der nur das Junge und Knackige zählt, in der sogar Bücher zur Männergesundheit auf dem Cover „Ewige Potenz“ versprechen.

Von Markus Hofer

Religionen versprechen dem Menschen ewiges Leben. Die Gesundheitsreligion ist dem bereits dicht auf den Fersen. Anti-Aging lautet die Botschaft: Kaufst du unsere Pillen und Tinkturen, dann wirst du nicht altern. Und die Menschen kaufen. Ist es die Angst vor dem Sterben, dass man schon gar nicht mehr alt werden will? Trotz Gesundheitsbewegung ist Altern keine Krankheit, sondern gehört zum Leben. Viele Männer leben im Glauben, es gehe im Leben immer aufwärts, es gebe nur den Aufstieg in jeder Beziehung und ignorieren, dass es ganz einfach auch den Abstieg gibt und auch den Tod. Mit dem Abstieg tun wir Männer uns schwer, den Abstieg haben wir nicht gelernt. Wo sind auch die weisen, alten Männer, die uns das lehren könnten?


In der Phase des Aufstiegs geht es darum, dass junge Männer sich beweisen, ihren Mann stellen, Ziele verfolgen und etwas aufbauen. In der zweiten Lebenshälfte werden Männer in der Regel mit Erfahrungen des Scheiterns konfrontiert und mit ihrer Zerbrechlichkeit. Wie einen kleinen Tod erleben oft Männer die sog. Midlife-Krise. Plötzlich spürt man(n), dass manches nicht mehr so ist wie früher war und es melden sich existentielle Fragen: War es das? Fast schmerzhaft spüren sie, dass Dinge auch vorbei sind, dass manches nicht mehr zu verwirklichen ist und dass die Kraft zumindest eine andere wird.


Männer in der Lebensmitte versuchen das gerne unter den Teppich zu kehren. Manche werden depressiv und erstarren in ihrer Lebensfreude. Andere spielen weiter den jugendlichen Helden und spüren nicht, dass sie langsam zum alten Narren werden. Die Lebensmitte ist eine große Chance der Verwandlung, wenn man sich ihr stellt. Statt einem zunehmend lächerlichen Jugendlichkeitskult zu frönen, sollten wir Männer lernen, dass wir auch älter, weiser und milder mit uns selber werden dürfen.