Neue Gesamtaufnahme der Orgelwerke von Hugo Distler (1908-1942) durch Domorganist Johannes Hämmerle

Domorganist Johannes Hämmerle hat das gesamte Orgelwerk von Hugo Distler an der Domorgel Feldkirch aufgenommen. Ein beachtliches Projekt, das nicht nur musikalisch, sondern auch durch die Qualität des Booklets überzeugt.

zu: Rezensionen

Johannes Hämmerle beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Hugo Distler und hat u.a. in einem Konservatoriums-Konzert dessen Cembalo-Konzert in Anwesenheit der Tochter von Hugo Distler mit großem Erfolg aufgeführt. In den Aufnahmen verbindet sich die hohe künstlerische und analytische Qualität von Johannes mit den Qualitäten der Domorgel (Metzler 1976) zu einem ganz besonderen musikalischen Erlebnis: ich bin mir sicher, dass die Aufnahme von Johannes die Referenzaufnahme der Orgelwerke von Distler darstellt - wer sich mit Distlers Orgelmusik beschäftigt, kommt an dieser Aufnahme nicht vorbei. Hugo Distler hätte seine Freude daran!
Dass neben der herausragenden Musik Hugo Distlers auch dessen Lebensumstände in der Zeit des Nationalsozialismus im Booklet thematisiert werden, freut mich als Geschäftsführer des Carl Lampert Forums besonders.
Bernhard Loss

mit Joh. HämmerleBis Ende Juni ist die Doppel-CD zum Sonderpreis von 14,99 EUR erhältlich.
Link zum Bestellen der CD bei  Ambiente und bei JPC (mit Hörbeispielen)

Rezensionen

aus „Musik & Kirche“
Heft 4/2016, www.musikundkirche.de 
Mit Herzenswärme 
Zwanzig Jahre ist es nun schon wieder her, dass Armin Schoof, der langjährige Organist von St. Jakobi Lübeck, die Orgelwerke seines berühmten Amtsvorgängers Hugo Distler eingespielt hat. Der Rang dieser Interpretation als Referenz-CD bleibt bestehen, auch wenn der Feldkircher Domorganist Johannes Hämmerle nun seinerseits eine exzeptionelle Aufnahme sämtlicher (erreichbarer) Orgelwerke Distlers vorgelegt hat (die Erstausgabe eines Variationenfragmentes und Ricercare über „Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Zorn Gottes wandt“ sowie von Werken aus der Leipziger Studienzeit, die seit Langem als Abschlussband der Orgelwerke Distlers im Bärenreiter-Verlag angekündigt ist, steht weiterhin aus).
Distlers Orgelmusik lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: die liturgisch gebundenen Choralpartiten nebst einigen Einzelsätzen der Lübecker Jahre und die weltliche Hausmusik der Stuttgarter Zeit. Armin Schoof hatte sie seinerzeit an den jeweiligen Originalinstrumenten – an der berühmten Stellwagen-Orgel (1636/37) und an Distlers Hausorgel (1938) – eingespielt und die stilistisch so unterschiedlichen Kompositionen auch klanglich deutlich differenziert. Hämmerle, der die Entstehungshintergründe und kompositorische Anlage der Werke in seinem ausführlichen Booklettext mit viel Detailkenntnis referiert, leugnet den großen Einfluss dieser beiden Instrumente für Distlers Orgelwerk nicht, verzichtet aber darauf, für die Spielstücke von der großen Orgel an die Kleinorgel zu wechseln, um stattdessen „Querbezüge und stilistische Entwicklungen innerhalb des Orgelwerks Hugo Distlers hörbar zu machen“. Diese Begründung ist nicht sonderlich plausibel; wahr ist allerdings, dass Hämmerle die Potenz der Feldkircher Domorgel (Metzler 1975; 35/III/Ped) ohne die Präpotenz eines Marktschreiers zu nutzen versteht und gerade auch den kammermusikalisch gedachten Stücken von Distlers Opus 18 Registrierungen von imponierender Plastizität abzugewinnen weiß.
Mit seiner Interpretation erweist sich Hämmerle als ein Musiker mit profunder Spieltechnik und einem bemerkenswerten Gespür für Nuancierungen. Der Organist dringt tief in das rhythmisch mitunter ungemein komplexe Gewebe ein, setzt Distlers bisweilen recht eigenwillige Anweisungen („Nicht rasch, doch äußerst markiert“; „Recht glänzend“, „Gelassen“ etc.) mit traumwandlerischer Geschmackssicherheit um und verleiht der oft so kargen, um nicht zu sagen: keuschen Musik die nötige Portion Herzenswärme. 
Als Zugabe eine Ersteinspielung: Ebenfalls auf der Doppel-CD enthalten sind die Geistlichen Konzerte op. 17 – drei reizende Stücke, eingesungen von der Sopranistin Birgit Plankel (die auch den Vokalpart des „Kleinen Konzerts“ über „Vom Himmel hoch“ ausführt). Die vom Komponisten minutiös bezeichnete Phrasierung setzen die beiden Interpreten mit hörbarer Musizierfreude um: einerseits in den langen melismatischen Bögen schwelgend, andererseits nüchtern, weil Zuspitzungen vermeidend. Das hätte Distler gefallen.  Sven Hiemke
(Hugo Distler: Sämtliche Orgelwerke. Johannes Hämmerle an der Metzler-Orgel der Domkirche St. Nikolaus in Feldkirch. Sopran: Birgit Plankel. 2 CDs. Ambiente ACD-2033)

Rezension auf "Klassik-heute"
von Detmar Huchting (09.07.2016)

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