Die Zisterzienserinnen in Mariastern-Gwiggen sind der einzige monastische Frauenorden in Vorarlberg. Das heißt, dass sie nach den Regeln des ursprünglichen Mönchtums, der Regel des heiligen Benedikt leben.

Dietmar Steinmair

Gwiggen ist die älteste Parzelle Österreichs, erstmals erwähnt im 8. Jahrhundert. Klausurierte Schwestern leben jedoch noch nicht so lange dort. Die Zisterzienserinnen kamen nämlich erst über Umwege ins Leiblachtal: Als 1806 alle Klöster des Kantons Thurgau aufgehoben wurden, waren auch die Zisterzienserinnen in Kalchrain, Feldbach und Tänikon davon betroffen. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen sie schließlich nach Gwiggen, wo sie ein ehemaliges Schloss besiedelten und Schritt für Schritt zum Kloster ausbauten. 1896 wurde die neuromanische Kirche errichtet, vor dreißig Jahren schließlich an diese Kirche zwei Flügel angebaut, sodass im Inneren ein Kreuzgang entstand. Im Garten befinden sich die Gräber der verstorbenen Mitschwestern. So dominant das Kloster auch über dem Leiblachtal thront, das Wesentliche spielt sich im Inneren des Klosters ab.

Die Schwestern leben in Klausur und verlassen das Kloster nur selten. Die drei Säulen der Gwiggener - Gebet, Arbeit und geistliche Lesung - stützen die Gemeinschaft von innen, verborgen vor den Blicken der Öffentlichkeit. Es gehört nicht zum Charisma dieses Klosters, in Dörfer und Städte auszuschwärmen, soziale Dienste zu leisten, eine Schule zu betreiben oder in der Pflege zu arbeiten. „Wir leben zweckfrei, aber nicht sinnlos“, formuliert es Äbtissin Mutter Hildegard Brem im KirchenBlatt-Gespräch.

Trotz des anscheinenden In-sich-gekehrt-Seins ist das Haus sehr offen. Das Kloster Mariastern ist ein Bildungshaus und bietet ein reichhaltiges Programm an: von Tanzexerzitien über Gesprächsgruppen bis hin zu Einkehrtagen. Der Klosterladen führt ein großes Sortiment an selbst erzeugten Produkten (saisonal und bio, versteht sich), das Gästehaus verfügt über 15 Zimmer, und eine Paramentenstickerei gibt es auch noch. Von der Hände Arbeit leben - und nicht allein auf die göttliche Vorsehung zu setzen, das reicht grad aus für den Lebensunterhalt. Für die Instandhaltung oder größere Umbauten jedoch sind Spenden von außen unabdingbar.

Der Name „Mariastern“ geht auf Bernhard von Clairvaux zurück, einem der bedeutendsten Zisterzienser. Auch die Bezeichnung „Meeresstern“ für Maria und die Lage nahe am Schwäbischen Meer machten den Namen plausibel, als die Zisterzienserinnen vor über 150 Jahren nach Gwiggen kamen. Heute leben 18 Schwestern hier, die jüngsten mit ewiger Profess sind Mitte dreißig. Das Durchschnittsalter der Schwestern beträgt erstaunliche 50 Jahre, was im Vergleich zu den anderen traditionellen weiblichen Orden in Vorarlberg jung ist.

Spirituell sind die Zisterzienserinnen ganz auf Christus ausgerichtet. „Ganze Hingabe“, sagt Mutter Hildegard dazu. Sie selbst stammt aus Wien, ist promovierte Mathematikerin und lernte die Zisterzienserinnen in Hollabrunn kennen, wo sie unterrichtete. Dort haben die Gwiggener die einzige jüngere Niederlassung in Österreich gegründet: Marienfeld.

Das Kloster Gwiggen gehört zwar zur Zisterzienser-Kongregation Wettingen-Mehrerau, jedoch kommt der Abt vom Bodensee „nur“ als Gast nach Gwiggen. Er kann aber keine Entscheidungen für die Schwestern treffen. Das Kloster agiert eigenständig. Der Äbtissin Mutter Hildegard steht ein sechsköpfiger Wirtschaftsrat zur Seite. Für die großen Entscheidungen ist jedoch das Kapitel zuständig, in dem alle Schwestern mit ewiger Profess sitzen. Das Kapitel ist auch für die Wahl der Äbtissin zuständig, die auf unbegrenzte Zeit bestimmt wird und bis zum 75. Lebensjahr im Amt bleibt.

„Dass Frauen in der Kirche nichts entscheiden dürfen, das stimmt bei uns sicher nicht“, betont Mutter Hildegard. In vielem, was sie tun, sind die Gwiggener alles andere als „verstaubt“, bringen sie doch seit vielen Jahren selbstgeschriebene Stücke zur Aufführung. Nach dem „Glückselixier“ zum Jahr der Orden steht das nächste Theaterprojekt jedoch noch in den Sternen.

Die Kandidatinnen, die sich für einen Eintritt ins Kloster interessieren, finden in Gwiggen ein spezifisches geistliches Profil: „Gottes Liebe zum Menschen.“ Diese Menschen sind es auch, die zahlreiche Gebetsanliegen zu den Schwestern nach Gwiggen bringen, welche die Anliegen in die täglich 3-4 Stunden Stundengebet und geistliche Lesung mitnehmen.

Gwiggen, ein Kraftort also des Gebets für die Welt. Von Mai bis Oktober gibt es an jedem Monats-13. auch eine Abend-Wallfahrt mit prominenten Predigern. Gebetet wird dabei um eine Kultur des Lebens, geistliche Berufe, den christlichen Geist der Familien, die Einheit der Christen und die Neuevangelisierung Europas.

Mehr unter www.mariastern-gwiggen.at

(aus dem KirchenBlatt Nr. 44 vom 29. Oktober 2015)