Im Laufe der Geschichte haben Frauen auf unterschiedlichste Art und Weise auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht. Die Gruppe um Hildegard Aepli hat eine außergewöhnliche Form gewählt, die begeistert und beeindruckt. Und sie macht Hoffnung.

Patricia Begle

Seit 22 Jahren arbeitet die Schweizerin Hildegard Aepli in der Katholischen Kirche. Die Frauenfrage, so erzählt sie heute, hat sie irgendwann „auf der Seite gelassen“, um nicht „immer an die Wand zu rennen“ und dabei bitter zu werden. Im September 2013 holte die alte Frage sie auf ungewöhnliche Weise ein. Sie wurde unvermutet von einem Blitzgedanken getroffen:  „Wäre nicht jetzt der Zeitpunkt, für eine Kirche mit den Frauen nach Rom zu pilgern.“

In Bewegung bringen.

Der Gedanke an eine große Pilgerreise löste bei der Kirchenfrau damals keine Freude aus. Zwei Jahre zuvor war sie nämlich nach Jerusalem gepilgert und hatte schlichtweg „keine Lust“ auf ein solch großes und auch anstrengendes Projekt. Dennoch wollte sie diesem Gedanken eine Chance geben und tat ihn anderen kund.
Von Anfang an stieß er auf offene Ohren. Es entstand ein achtköpfiges Kernteam, das das Projekt entwickelte und umsetzte. Der Projektname? „Kirche mit* den Frauen“. „* ist ein Platzhalter für alle Gruppen in der Katholischen Kirche, die einbezogen, ernster genommen und wahr genommen werden wollen und sollen“, erläutert Aepli. Den Verantwortlichen war klar, dass es kein Demonstrationszug mit Forderungskatalog werden sollte, kein Kampf. Vielmehr „ist es ein geistlicher Weg, der etwas in Bewegung bringen will“, erklärt Aepli. Dem äußeren Weg entspricht ein innerer. „Es muss eine innere Haltung sein des „Sich-Artikulierens,  Sich-zur-Verfügung-Stellens,  Sich-Einbringens“.

Erstaunliche Resonanz

Das Anliegen wurde breit mitgetragen, sowohl von der Basis als auch von der Bistumsleitung. Unzählige ehrenamtliche Stunden flossen hinein, das Projekt wuchs. In zahlreichen Pfarren entstanden Initiativen, die den Weg unterstützten. So luden über ein Jahr hinweg 23 Pfarren zu einem Impulsabend ein, an dem jeweils eine kirchliche Frauengestalt im Zentrum stand und auch das Projekt vorgestellt wurde. Parallel dazu veröffentlichten über 50 Frauen und Männer Tagesimpulse zum Thema in einem Internet-Blog, während des Pilgerns werden dort Pilger-Erfahrungen veröffentlicht. Orden begleiten den Prozess im Gebet, die Bischöfe von St. Gallen und Basel gehören zu den Unterstützern und werden am 2. Juli in Rom mit dabei sein.

Bis nach Rom

Sieben Frauen und ein Mann machen sich am 2. Mai auf den Weg. Zwei Monate lang, zu Fuß. Am Petersplatz, so ihr Ziel für den 2. Juli, werden sie ihre Anliegen bei Papst Franziskus deponieren. Symbolisch überbringen sie den Reißverschluss. Der verbindende Teil, der von unten nach oben gezogen wird, er steht für Jesus Christus. Zudem wird ein Dossier erstellt, das die Reise beschreibt und das Anliegen in Worte fasst. „Wir wünschen, dass Männer der Kirche in Zukunft nicht mehr ohne Frauen über deren Stellung, Rolle und Funktion einerseits und über die Belange der Kirchen im Allgemeinen andererseits nachdenken und entscheiden. Dafür nehmen wir 1000 km unter die Füße, für das Miteinander von Männern und Frauen auf allen Ebenen, für eine geschwisterliche und dialogische Kirche“, heißt es dort. Ob der Papst sich für die Gruppe Zeit nehmen wird, ist bis dato offen. Eine Offenheit „die zum Projekt passt“, ist Aepli überzeugt.

Teil nehmen

Mitgetragen wird das Projekt außerdem von allen, die mitpilgern. Auch hier sind zahlreiche Möglichkeiten entstanden. Von jenen, die nach Rom reisen - wie die Gruppen aus Innerösterreich und aus dem Südtirol - über jene, die eine Woche oder einen Tag mitgehen.


Mitpilgern

Vom 2. bis 10. Mai pilgert die Gruppe durch die Schweiz: St. Gallen (2. Mai), Teufen (3. Mai), Rüthi (4. Mai), Buchs (5. Mai), Maienfeld (6. Mai), Chur (7. Mai), Thusis (8. Mai), Zillis (9. Mai), Splügen (10. Mai) sind dabei die Tagesstationen. Wer spontan mitpilgern möchte, findet detaillierte Infos unter www.kirche-mit.ch.
Wer an der Eröffnungsfeier am 2. Mai in St. Gallen teilnehmen möchte, wende sich zwecks Fahrgemeinschaft bis zum 29. April an Friederike Winsauer, E friederike.winsauer@kath-kirche-vorarlberg.at oder T 05522 3485 201.