Anfang August begaben sich 21 Teilnehmer/innen aus Vorarlberg, Liechtenstein und der Schweiz mit Pfr. Eugen Giselbrecht auf eine erlebnisreiche KirchenBlatt-Reise in die Steiermark und nach Kärnten.

Dr. Ruth Gstach (Schnifis) / Red

Angekommen in der Steiermark - nach fast 700 km Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft von fünf Bundesländern - demonstrieren schon von Weitem die Türme der Klosteranlagen ihre Herrschaft über das Land. Ab dem 12. Jahrhundert waren sie größter Arbeitgeber, aber auch Zufluchtsort - mit massigen Steinmauern nach außen abgegrenzt, im Inneren als Ort für die Ewigkeit gedacht. Klöster waren aber ebenso Machtorte und teils Landgerichte.

Die Existenz der Mönche war oft auch bedroht durch Kriege, Pest, Hungersnöte, religiöse Krisen und verheerende Brände. 1782 wurden fast alle diese Klöster durch Josef II. aufgehoben und teils abgerissen. Die Klöster Vorau, Admont, Seckau und St. Paul wurden 1942 von den Nationalsozialisten okkupiert, die Mönche verwiesen. Das schon 1938 enteignete Benediktinerstift St. Paul war ab 1942 Außenlager für die Häftlinge von Mauthausen und Dachau. Ein Bombardement 1945 ließ Stift Vorau vier Tage lang brennen.
Doch die Mönchsgemeinschaften haben immer wieder Neuanfänge ermöglicht. Wenn wir heute eines dieser Klöster betreten, scheint sich die Welt zu verwandeln: Wir spüren die ruhige Atmosphäre, die geistige Freiheit und Lebendigkeit, die innere Harmonie in den neu renovierten Räumen. Die wertvollen Bücher und viele andere, wenn auch nicht alle Schätze sind zurückgekehrt. Getreu der benediktinischen Regel „Ora, labora et lege - Bete, arbeite und lies“ erhalten sich diese Klöster selbst durch Forst- und Landwirtschaft, durch touristische Angebote und durch Bildungseinrichtungen wie Seminarräume und Gymnasien.

Im ersten Kloster, das wird betreten, dem Augustiner Chorherrenstift Vorau (gegründet 1163), überraschen uns der goldüberladene Barockaltar mit 105 Engelsfiguren im gotischen Kirchenraum und die kunstvoll ausgemalte Sakristei. Die alte Abtei Seckau (seit 1140), von der aus mehrere Klöster in der Umgebung besiedelt wurden, zeigt sich dagegen schlicht. In der romanischen Kapelle befindet sich das älteste, um 1200 entstandene Gnadenbild Österreichs, ein Alabaster-Relief mit der Darstellung der Muttergottes. Der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein ist übrigens hier begraben. Vorarlbergern ist vielleicht auch P. Bernwart Schmid aus Riefensberg bekannt, der hier seit seinem 14. Lebensjahr als Goldschmied gearbeitet hat. Seine Werke sind heute über die ganze Welt verstreut.

Auch im Stift Admont (Schenkung der hl. Hemma von Gurk 1074 - Bild oben) begegnet uns ein Vorarlberger: In der historischen Säulenhalle präsentiert die Ausstellung „Dem Himmel nahe“ 70 spätgotische Skulpturen, Tafelbilder und Glasmalereien aus der Sammlung des Götzner Kuno Erich Mayer.
Höhepunkt ist jedoch der weltweit größte klösterliche Bibliothekssaal, ein lichtdurchflutetes Gesamtkunstwerk von berückender Schönheit und Harmonie. Admont ist heute ein bedeutendes geistiges, künstlerisches und spirituelles Bildungszentrum des Benediktinerordens und wichtiger Wirtschaftsfaktor mit 500 Arbeitnehmern.

Nach Besuchen im Stift Rein (gegründet 1129), dem ältesten aktiven Zisterzienserkloster der Welt, und im Benediktinerstift St. Lamprecht mit seinem kunstvoll angelegten Kräutergarten machen wir Mittagspause in Maria Saal. Von hier aus erfolgte die Missionierung Kärntens schon in der Karolingerzeit im 8. Jahrhundert.
Längere Zeit verweilen wir in den beeindruckenden Original-Kellerräumen des Benediktinerklosters St. Paul im Lavanttal (gegründet 1091), wo sich heute die Bibliothek und das interessante Museum mit dem Adelheid-Kreuz befindet.

Im Gurker Dom (12. Jahrhundert), einem Gesamtkunstwerk unterschiedlicher Stilepochen, berührt uns die Pietá-Darstellung des Barockbildhauers Raphael Donner ebenso wie die vor der Kirchenmauer aufgestellte Friedensglocke. Hier wird auch das älteste und größte Fastentuch Österreichs aus dem Jahr 1458 mit 99 Abbildungen aus dem Alten und Neuen Testament aufbewahrt. Als eindrückliches Erlebnis wird uns die Feier der hl. Messe mit Pfr. Giselbrecht zwischen den 100 Säulen in der Krypta des Gurker Domes in Erinnerung bleiben, wo sich seit 1174 das Grab deKirchenBlatt-Reise Stifte Österreich 2017 Reisegrupper hl. Hemma befindet.
Auf der Heimfahrt besuchen wir noch das idyllisch gelegene Kirchlein Maria Wörth (im Bild: Die KirchenBlatt-Reisegruppe vor dem romanischen Süd-Portal der Pfarr- und Wallfahrtskirche hll. Primus und Felician) und das bedeutendste romanische Bauwerk Tirols, den Dom in Innichen mit seiner Kreuzigungsgruppe als letztem Höhepunkt der Reise.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 35 vom 31. August 2017)