Priesterweihen sind mittlerweile rar geworden. Umso größer ist die gespannte Freude bei allen Beteiligten, wenn es wieder soweit ist. Wenige Tage vor seiner Weihe besuchte das KirchenBlatt den Hörbranzer Fabian Jochum an seiner neuen Wirkungsstätte in Feldkirch.

Dietmar Steinmair

Die Bücherregale in der Kaplanswohnung, unmittelbar neben dem Dompfarramt in der Feldkircher Herrengasse, sind noch nicht alle gefüllt. Oben drauf stehen CD-Sammlungen mit Werken von Tschaikowski und Beethoven. Daneben die Taschenbuchausgabe des  vielbändigen „Lexikons für Theologie und Kirche“. Auf dem Sideboard, unter der neuen Ikone, liegt das Brevier - in Latein. 

Fabian JochumMMag. Fabian Jochum,
geboren 1984 in Hörbranz, nach der Volksschule in Hörbranz und dem Gymnasium in Bregenz ein Jahr in Mexiko (Zivilersatzdienst), dann Studium in Innsbruck und Wien (Theologie, Religionspädagogik, Klassische Philologie). 2008 Eintritt ins Priesterseminar, ab 2010 Praxiszeit und Religionsunterricht in Dornbirn St. Martin. Zum Diakon geweiht am 9. Juni 2013, seit September 2013 in der Dompfarre St. Nikolaus und an der HAK in Feldkirch tätig.


Der große Tag

Wie gehabt also, verstaubte Kirche? Nein. In einer Gesprächspause zückt Fabian Jochum sein Smartphone, hört mal schnell eine Nachricht ab und schmunzelt. Selbstredend hat er einen Facebook-Account. Mit ziemlich vielen Freunden übrigens. Auf einem Foto trägt er ein Shirt mit der Aufschrift: „Keep calm and trust in God“ - („Bleib ruhig und vertraue auf Gott“). Müßiggang ist aber Jochums Sache nicht, vielmehr die engagierte Gelassenheit. Sein Terminkalender ist voll, mit Diensten in der Pfarre, Bibelrunden, Religionsunterricht. Und  im Augenblick natürlich mit den Vorbereitungen für den großen Tag am Samstag. Auch für Bischof Benno Elbs ist es eine Premiere, nämlich die erste Priesterweihe, die er durch Handauflegung und Gebet spenden wird.

Präsenz zeigen
Eine einzelne prägende Priestergestalt, die ihm den Weg zum Priester vorgezeichnet hätte, gab es nicht im Leben von Fabian Jochum. Auch wenn er einen Onkel hat, der als Kartäuser-Mönch im Allgäu lebt. Mit 16, 17 Jahren begann Jochum, seiner Berufung klarer nachzuspüren. Nach der Matura absolvierte er zunächst seinen Zivilersatzdienst in Form eines Volontariates bei den Salesianern Don Boscos - in Tijuana / Mexiko, nahe der Grenze zu den USA. Die Situation war vor zehn Jahren noch nicht so dramatisch wie im derzeitigen Drogenkrieg, der den Norden Mexikos beherrscht. In einem „oratorio“ der Salesianer, einer Pfarre ähnlich, war Jochum für die Jugendlichen da, die oft zum Fußballspielen auf den Sportplatz kamen, half mit, dass manch einer im „oratorio“ seinen Pflichtschulabschluss nachholen konnte - und somit die Drogenbande nicht die einzige Zukunft bleiben musste. „In Mexiko habe ich gelernt, nie zu sagen: Es geht nicht“, fasst er die wichtigste Lehre seines Auslandsjahres in Worte.
Neben den Salesianern und der bei ihnen groß geschriebenen Jugendarbeit lernte Jochum im anschließenden Studium von Theologie und Latein in Innsbruck die Jesuiten und die ignatianische Spiritualität kennen. Beide Orden zogen ihn an, dennoch wollte Jochum letztlich Diözesanpriester werden: aufgrund der großen Vielfalt, die hier der Priesterberuf biete.

Berufung
Die Frage nach dem Priesterberuf sei während seiner Jugend und in den ersten Studienjahren langsam gewachsen. Aber die Entscheidung, mit 23 Jahren ins Priesterseminar einzutreten, kann Jochum klar festmachen. Und das kam so: Im Advent 2007 intensivierte sich die Suche nach dem, was Gott von ihm wolle. Während eines Gottesdienstbesuches in einer Innsbrucker Pfarre wurde Jochum bewusst, dass nun  etwas „in die Welt und auf den Tisch kommen müsse“. Und klar wurde ihm die Entscheidung endgültig auf einer langen Radfahrt in der Umgebung Innsbrucks - mit dem Blick auf seine Studierstadt. Wenig später übersiedelte er ins Priesterseminar.

Lebensform
Nur wenig nachdenklich wird Fabian Jochum angesichts der Nachfrage, dass er sich nun für eine lebenslange priesterliche - und damit auch zölibatäre - Lebensform entscheidet. Der Verzicht auf eine eigene Familie bleibe eine lebenslange Herausforderung. Dennoch fühlt sich Jochum in den vielen pfarrlichen und persönlichen Beziehungen, nicht zuletzt auch in den monatlichen Treffen in einer Priesterrunde, gut aufgehoben.

Die priesterliche Lebensform - so provoziere er gerne mal in Gesprächen - sei eine „sinnlose“. „Sinnlos“ gemäß den Maßstäben dieser Welt, zeichenhaft aber sinnvoll, weil sie auf eine andere Welt, letztlich auf Gott hinweise. Jochums Primizspruch lautet in Anlehnung an den Kolosserbrief 2,7: „In Christus verwurzelt und auf ihn gegründet.“ Das war auch das Motto des Weltjugendtages in Madrid 2011. Dieses und das Gedicht „Ich dein Baum“ von Dorothee Sölle haben Jochum zu seiner Auswahl bewogen. Er sieht für sich für die nächsten nicht Jahre den Weg zum traditionellen Pfarrer vorgezeichnet, der Menschen, etwa in einer Landgemeinde, von der Wiege bis zur Bahre begleite, sondern als „Netzwerker“. So wird er auch im Bereich Berufungspastoral der Diözese mitarbeiten.

Und dann noch
Jochum reist gerne. Im Sommer war er in Kerala / Indien und lernte dort ein gutes Miteinander von Christen und Muslimen kennen. Für die eigene Fitness fährt er Rad und joggt. Auf seinen Nachttisch liegt „Der Weltensammler“ von Ilija Trojanow, auch wenn der Roman im Augenblick kaum Aufmerksamkeit findet. Sagt‘s und trifft beim Verlassen der Wohnung auf eine Mitarbeiterin der Pfarre, die noch schnell eine dringende Frage wegen der Priesterweihe am Samstag hat. Die nächsten Wurzeln, die wird Fabian Jochum wohl in Feldkirch schlagen.

Priesterweihe
durch Handlauflegung und Gebet von Bischof Benno Elbs.

Sa 23. November, 9.30 Uhr, Dom St. Nikolaus, Feldkirch.

Einstimmung auf die Primiz. Abendgebet und Primizsegen:
Sa 23. November, 19 Uhr, Pfarrkirche St. Martin, Hörbranz.

Feierlicher Primizgottesdienst. Primizpredigt von P. Severin Korsin SVD:
So 24. November, 9.30 Uhr, Pfarrkirche St. Martin, Hörbranz.