Manchmal machen zwei Klammern einen großen Unterschied. Zum Beispiel beim Titel des Vortrags von Prof. Dr. Elisabeth Jünemann: „Altern - (k)ein Thema für die Pastoral“. Ist es nun ein Thema oder doch nicht? Oder soll bzw. muss es eines werden?

Simone Rinner

„Im Verlauf des letzten Jahrhunderts sind in den hochentwickelten Gesellschaften pro Leben im Schnitt zwei Jahrzehnte dazu gekommen“, legt Jünemann die Fakten auf den Tisch. Konkret bedeutet das, dass wir alt und älter werden. Und dass uns plötzlich mehr Zeit zur Verfügung steht. Je nach Blickwinkel und (Lebens)einstellung ist das „geschenkte Lebenszeit oder verlängerte Rest-Zeit“.

Das Problem dabei: „Wir wissen nicht, wie es gelebt wird, dieses Leben“, erklärt Jünemann. Möglichkeiten und Grenzen seien noch nicht ausgelotet. Das „dritte Leben“ ist eine Lebensphase, für die es „keine historisch gewordene, keine kulturell vorgefertigte Lebensform gibt“. Wir altern ohne Vorbild und sind deshalb auf uns selber angewiesen. Auf eigene Fantasie und Kreativität, eigenes Engagement, aber auch auf soziale Imagination und politische Entschlusskraft.

Wie wird das Alter gelebt?
Die Pastoraltheologie hat keine speziellen Bilder vom Alter, erklärt Jünemann. „Sie sieht die Realität und schaut genau hin: Wie wird das Alter gelebt?“ Die Antwort: jedenfalls unterschiedlich. Und das scheint der Knackpunkt zu sein, denn schließlich solle man in der pastoralen Arbeit die Menschen so nehmen wie sie sind. Und da abholen wo sie stehen. „So unterschiedlich wie das Leben im Alter ist, so unterschiedlich ist dann auch die pastorale Reaktion“, betont Jünemann. Und: so unterschiedlich wie die Orte, an denen das Alter gelebt wird, so unterschiedlich arbeitet die Pastoral.

Kompetenz fällt nicht vom Himmel
Pastoral gehe zum Menschen und wende sich Menschen zu, hält Jünemann fest. Oder kurz: „Unterschiedliche pastorale Situation braucht unterschiedliche pastorale Reaktion. Und die braucht unterschiedliche pastorale Kompetenz. Die wiederum fällt nicht vom Himmel. Die wird erworben, erlernt, geübt.“

Es geht um alle
Aber sollte man die weniger werdenden Ressourcen wie finanzielle Mittel  oder Personal nicht eher in die jungen Menschen investieren? Das kommt darauf an, wie man den pastoralen Dienst versteht. Ginge es um Effizienz oder darum, neue Mitglieder zu rekrutieren, dann ja. Wenn man Pastoral aber als den Auftrag der Kirche verstehe, sich in der Nachfolge Jesu um das Glück der Menschen zu sorgen, ihnen zu helfen, dann gehe es im pastoralen Dienst um alle, die Heil und Hilfe suchen. Auch um die Alten, hält Jünemann fest. Und von denen gibt es in unseren Gemeinden immer mehr. „Spätestens seit Papst Benedikt aus Altersgründen zurückgetreten ist, weiß man auch in der Kirche, dass sich, wenn es um das gelingende Leben im Alter geht, neue Fragen stellen“.

 

ZUR SACHE

„Vom Wachsen und Los-Lassen“
ist eine Fachtagung des Bildungshauses Batschuns, der Caritas und des EthikCenters der Diözese Feldkirch, die „Impulse zu einer Pastoral mit älteren Menschen“ bieten will. Themen und Bilder des Alterns und der Seelsorge für und mit älteren Menschen sind Inhalt der Veranstaltung. Haupt- und ehrenamtlich Engagierten werden dabei Impulse mittels Vorträgen, Workshops und persönlichen wie fachlichen Austausch geboten. 

Termin

Mi 8. Mai, 9 bis 16.30 Uhr

Die Vorträge

  • Alter ist bunt. Wie leben menschen heute ihr Alt-Werden und Alt-Sein? Mag. Rupert Aschauer
  • Altern - (k)ein Thema für die Pastoral. Alter aus pastoraltheologischer Sicht. Prof. Dr. Elisabeth Jünemann

Die Workshops am Nachmittag

  • Altersbilder und ihre Bedeutung für die Seelsorge. Rupert Aschauer
  • Begegnungen mit dem Alter - ein christlich pastoraler Auftrag. Prof. Dr. Elisabeth Jünemann
  • Seelsorgliche Zugänge zu älteren Menschen. Caritasseelsorger Elmar Simma
  • Tabuthemen im Alter. Mag. Michaela Jenny

Die Referent/innen

  1. Mag. Rupert Aschauer ist Referent für Altenpastoral der Diözese Linz sowie Altenheimseelsorger
  2. Prof. Dr. Elisabeth Jünemann ist Professorin für Theologische Anthropologie und Theologische Ethik im Fachbereich Sozialwesen an der Katholischen Hochschule Nordrheinwestfalen.


Anmeldung:
Bildungshaus Batschuns, T 05522 44290-0
bildungshaus@bhba.at

Tagungsbeitrag: € 65,- inkl. Verpflegung; € 50,- für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen aus den Pfarrgemeinden

(aus: KirchenBlatt Nr. 18 vom 2. Mai 2013)