Maria Rudrupf wollte mehr Bewohner ins Pfarrleben einbinden. Sie entwickelte einen Plan für eine lebendigere Pfarre in Forchtenstein (Burgenland).

Ich bin da. Für.

Serie zur Pfarrgemeinderatswahl am 19. März 2017

Gerald Gossmann

Pfarrgemeinderätin Maria Rudrupf ist heute eingeladen. Es gibt Kaffee, Kuchen, Plauderei. Das Wetter ist Thema, schnell aber auch Privates. Maria Rudrupf und Gastgeberin Traude Koller wirken wie alte Freundinnen, dabei sehen sich die beiden gerade zum ersten Mal. Traude Koller, Tochter Stefanie und Enkelin Isabella stammen nicht aus Forchtenstein, leben aber jetzt hier. Das passt gut: In der Pfarre spricht man seit geraumer Zeit auch Zugezogene an, um sie fürs Pfarrleben zu gewinnen. „Es funktioniert nur über Beziehungen, über Gemeinschaft“, sagt Maria Rudrupf. Deshalb sitzt sie heute im Wohnzimmer der Kollers, betont das Thema Religion aber nur wenig. Ein bisschen Plauderei und eine Broschüre mit den Angeboten der Pfarre reichen aus. Wer will, kann sich vielfältig engagieren oder an Veranstaltungen teilnehmen. Soziale, musikalische, spirituelle – für alle ist etwas dabei.

Konzept. Vor zwei Jahren rätselte Maria Rudrupf, wie mehr Bewohner ins Pfarrleben eingebunden werden könnten. Mit ihren zwölf Pfarrgemeinderatskollegen entwickelte sie ein Modell. Kurz erklärt: Die Gemeinde wurde in acht Gebiete unterteilt. In jedem sind Ehrenamtliche der Pfarre unterwegs, die zum Pfarrheurigen, zur Mutter-Kind-Runde oder zum Gottesdienst einladen. Maria Rudrupf wirkt stolz, wenn sie von dem ausgeklügelten Konzept erzählt. Junge klopfen bei Jungen. „Die sehen dann, dass sich auch Gleichaltrige für die Kirche interessieren.“ Mütter klopfen bei Müttern, Gesellige bei Kranken, Heimelige bei noch nicht heimisch Gewordenen. Das Konzept geht auf. Alleine 44 Personen sind in den Wohnvierteln unterwegs, um die 2800 Einwohner über die Angebote der Pfarre zu informieren. Letztes Jahr kamen in Forchtenstein 24 Kinder zur Welt, zwei Drittel der Mütter kommen auch in die Mutter-Kind-Runde. „Übers Jahr sehe ich viele neue Gesichter in der Pfarre.“ Maria Rudrupf, technikaffin, organisiert die Zusammenkünfte über den Handydienst „Whatsapp“. Auch einen eigenen Youtube-Kanal betreibt die Pfarre. Rudrupf schneidet Videos vom Kindertheater, vom Bischofsbesuch, vom festlichen Gottesdienst. Das hat den Effekt, dass manche via Laptop Gusto bekommen und ihre Kinder in die Pfarre schicken oder selbst die Messe besuchen.

Nicht jammern. Letztens besuchte Rudrupf eine steirische Jungmutter, die in Forchtenstein lebt. Weil sie hier keine Verwandten hat, bot Rudrupf an: „Wenn du niemanden für die Kinder hast oder etwas anderes ist, ruf ruhig an.“ Maria Rudrupf will in erster Linie Gemeinschaft schaffen, kein Missionierungsbüro betreiben. „Viele werden von alleine wissbegierig.“ Die Pfarre bietet Workshops zu Heiligen oder kirchlichen Feiertagen an. Zu viel erwarten dürfe man nicht, glaubt Rudrupf: „Es bringt nichts, zu klagen: Warum tun nicht alle mit, wie wir früher?“

Treffpunkt. Zurück bei der zugezogenen Traude Koller, die etwas abseits wohnt. „Es gibt kein Gasthaus mehr bei uns. Und im Kaffeehaus sind zu viele Raucher, da will ich nicht hin“, sagt sie. Auch Tochter Stefanie will das mit ihrer eineinhalbjährigen Tochter nicht. Seit kurzem besucht sie die Mutter-Kind-Runde der Pfarre. Pragmatischer Grund: „Ich wollte die Leute aus dem Ort kennen lernen.“ Sie denkt, dass das in der Pfarre am besten gelingt.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 10 vom 9. März 2017)