Nun sag, wie hast du‘s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“ Die Gretchenfrage von Goethes Faust hat auch heute nichts an Zündstoff eingebüßt. Wenn sich die Kultur aktiv mit dem Thema Glauben auseinandersetzt, kann man sich in der Regel auf eine vielschichtige Auseinandersetzung freuen. Ganz besonders ist das bei den dritten Montforter Zwischentönen der Fall. Nach „anfangen“ und „streiten“ heißt es im November „glauben - Zwischen Zweifel und Offenbarung“. Hans-Joachim Gögl, künstlerischer Leiter der Montforter Zwischentöne, im Gespräch.

Petra Baur


Der Weg bei den dritten Montforter Zwischentönen führt nach innen. Was hat Sie dazu bewogen, das Thema „glauben“ als letzten Programmpunkt der Montforter Zwischentöne zu wählen?
Hans-Joachim Gögl: Eine Überlegung war, dass der November mit Allerheiligen, dem Adventbeginn, dem bevorstehenden Winter im ­Jahreskreis traditionell die Zeit der Einkehr, der Sinnfragen ist. Eine andere Überlegung war, dass wir das Festival mit den Menschen und dem Ort immer stark verbinden wollen. Talente und Energien die vor Ort sind möchten wir nutzen. Feldkirch als Bischofssitz ist mit seinen zahl-reichen Kirchen und Klöstern ein stimmiger Rahmen für das Thema „glauben“.

Wie wird das Konzept umgesetzt und was erwartet die Besucher?
Hans-Joachim Gögl: Der zentrale Termin ist der 1. Adventsonntag. Über den Tag verteilt finden sechs Konzerte in der Barockkapelle des Landeskonservatoriums und zehn Begegnungen mit Mystiker/innen statt. Diese werden von Persönlichkeiten aus Vorarlberg wie etwa ­Maria Hildegard Brem, die Äbtissin von Gwiggen, oder von Walter Schmolly, dem neuen Caritas-Direktor, vorgestellt. Zwischen Montforthaus und Konservatorium haben wir einen spirituellen Spaziergang über eine Brückenskulptur gestaltet. Darüber hinaus gibt es einen „Raum der Stille“, der den ganzen Tag lang für Gebet und  Meditation zur Verfügung steht. Ein weiterer Höhepunkt ist ein Abend rund um das Thema „Zweifel“. Am 27. November wird der Philosoph Andreas Urs Sommer im Dialog mit dem Alphornvirtuosen Balthasar Streif über die Skepsis philosophieren.

Nach welchen Gesichtspunkten wurden die Künstler ausgewählt?
Hans-Joachim Gögl: In erster ­Linie haben wir Persönlichkeiten aus Vorarlberg gewonnen. Bei den Rosenkranzsonaten am ersten Adventsonntag kommt es jedoch zum Zusammenspiel mit einer der besten europäischen Barockgeigerinnen, Midori Seiler, die den Rosenkranzsonaten eine fast schon überirdische Schönheit verleiht.  

„Glauben“ findet in erster Linie in der Stille statt. Wie lässt sich die Stille in einen künstlerischen Kontext setzen?   
Hans-Joachim Gögl: Die Stille nimmt in diesem Zyklus eine wichtige Rolle ein. Von Donnerstag 26. bis Sonntag 29. November ist der vom Lichtkünstler Erwin Redl gestaltete „Raum der Stille“ ein Ort für Gläubige, Zweifler und Ungläubige. Mitten in der Stadt, im großen Saal des Montforthauses ist der Raum von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Ein weiteres Auseinandersetzen mit der Stille findet am Ganahlsteg statt. Umgebaut zu einem Fragezeichen hat man beim Überqueren des Steges 30 Sekunden Zeit um für sich zwei Glaubensfragen zu beantworten.

Wenn auch wir die „Gretchen-Frage“ stellen. Wie ist Ihr persönlicher Zugang zum Glauben?
Hans-Joachim Gögl: Wenn ich mit dieser Frage in mich hineinhöre, dann finde ich ein ozeanisches ­Gefühl der Verbundenheit. Ich ­glaube, dass es etwas gibt, das ­größer ist als ich selbst, das über mich hinausreicht. Der Zweifel ­daran taucht aber aus diesem Ozean auch immer wieder auf. Allerdings scheint mir der Zweifel eine Kopfgeburt zu sein, während ich mit meinem ganzen Körper glaube.


Glauben – Zwischen Zweifel und Offenbarung.

12. bis 29. November 2015 (Ausstellungen, Installationen, Vorträge, Konzerte)
Konzert-Spaziergang: 1. Adventsonntag, 29. November. Sechs Konzerte und zehn Begegnungen mit Mystikern und Mystikerinnen, Halb- und Ganztages­karten erhältlich.
Ticketpreise und mehr Informationen unter www.montforter-zwischentoene.at