Auch an diesem Wochenende werden zu Allerheiligen Eltern auf dem Friedhof Halt machen und am Grab ihres Kindes stehen (müssen). Menschen auf dem Weg der Trauer zu begleiten, hat sich Astrid Bechter-Boss mit ihren Seminaren zur Aufgabe gemacht.

zur Sache - Trauerseminare

Simone Rinner

Es fällt nicht leicht, über den Verlust eines lieben Menschen zu sprechen. Vor allem nicht, wenn es die eigene Familie betrifft, oder noch schlimmer - das eigene Kind. „Die Ohnmacht und der Schmerz sind auch in anderen Trauersituationen da, aber ein Kind zu Grabe tragen zu müssen ist gegen jede zeitliche Ordnung“, erklärt Bechter-Boss. Es ist schrecklich, weil „zum Schmerz der ‚unnatürliche‘ Lauf der Dinge kommt.“ Die Pädagogin weiß wovon sie spricht, denn vor zehn Jahren verstarb ihr Sohn Aaron an einer Hirnhautentzündung.

Vielfalt der Trauer
Für Bechter-Boss gab dies den Anstoß, sich näher mit dem Thema Trauer auseinanderzusetzen. Und zwar intensiv. Sie trauerte, schrieb eine Diplomarbeit zum Thema Trauer um Kinder, las Bücher und sprach mit anderen Menschen, die ein ähnliches Schicksal ereilt hatte. Heute bietet sie Seminare für verschiedenste „Trauersituationen“ an: allgemeine Trauerseminare, solche für Eltern, die um ihr Kind trauern, aber in Zukunft auch für Hinterbliebene nach Suizid, für Verwitwete oder Großeltern.

Ihre Intention?
Der Wunsch, Menschen auf diesem schrecklichen Weg, der gegangen werden muss, zu begleiten. Und ihnen vielleicht ein Stück Hoffnung und Zukunft zu zeigen. Was dabei helfen kann, mit dem Verlust des Kindes umzugehen? „Die eigene Auseinandersetzung, Menschen die mitgehen, hinschauen wo es weh tut, Kontakt mit anderen Betroffenen, sich selber Gutes zu tun oder Gutes zuzulassen, das was früher in schwierigen Situationen half  wieder auszuprobieren“, führt die Pädagogin eine ganze Palette an Möglichkeiten an. Die richtige Option muss aber jeder für sich selbst finden.

Trauer ist ein Teil des Lebens
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doch wenn ein Kind stirbt, trauert oftmals nicht nur die ganze Familie, sondern eine Zeitlang sogar das ganze Umfeld mit, hält Bechter-Boss fest. Die richtigen Worte zu finden, kann da schwer fallen und unpassende Reaktionen geschehen meist aus Unbeholfenheit, Unsicherheit und der Angst etwas falsch zu machen. Eine dieser Aussagen lautet „Ich weiß wie du dich fühlst“. „Das können nicht einmal andere Betroffene wissen, denn die Trauer hat so viele Facetten“, erklärt die Pädagogin. „Wir können nur ahnen, wie sich der Schmerz im Moment anfühlt.“ Was besser wäre? Da sein - zuhören und aushalten. Oft ist weniger reden und mehr hören wichtig. Dazu gehört auch nachzufragen wie es den Betroffenen geht, den Namen des verstorbenen Kindes auszusprechen und Gefühle zuzulassen. Miteinander weinen und lachen.

Es wird leichter
Der Trauerprozess ist nie abgeschlossen, hält Bechter-Boss fest, aber: es wird eben leichter. „Auch wenn ich das gerade am Anfang nicht hören wollte, denn ich hatte Angst, wenn es leichter wird, verliere ich auch die Erinnerung an Aaron. Heute weiß ich, umso leichter es wurde, umso näher kam mir Aaron“, erinnert sie sich. Viel Offenheit in der Familie und Respekt für einen vielleicht anderen Umgang mit Trauer hilft.

Gut trauern?
Doch wie „funktioniert“ nun „gutes Trauern“? Es gibt kein gutes, sondern nur ein „anderes“, erklärt Bechter-Boss: „Ich finde, dass Menschen wichtig sind, die sich zutrauen mit den Trauernden auf dem Weg zu bleiben, es ist wichtig zu wissen, dass alles was durchlebt wurde in der Wiederholung leichter wird.“ Es gebe kein Entrinnen - keine Medizin - keine Heilung. Aber wenn wir den Weg durch die Trauer gehen, wird die Zeit das Schreckliche irgendwann aus dem Mittelpunkt rücken. Das Tröstliche zum Schluss: „Die Trauer ins Leben zu integrieren, das dauert und braucht Kraft aber es kann gelingen.“

ZUR SACHE

Trauerseminare

Astrid Bechter-Boss bietet Seminare und Gruppenangebote zu verschiedenen Trauersituationen an - von allgemeinen Trauerseminaren bis hin zu Seminaren für Eltern, die um ihre Kinder trauern. Geplant sind auch Seminare für Hinterbliebene nach Suizid, für Verwitwete, für Großeltern ...

Astrid Bechter-Boss ist Pädagogin und im Moment im FGA-Lehrgang (Trainerin für prozessorientierte Gruppenarbeit) in Ausbildung.

Fr 31. Jänner bis So 2. Februar 2014,
Allgemeines Trauerseminar, Pfarrzentrum Hard.
Informationen zu Seminaren: astrid.bechter-boss@gmx.at
T 0680 2370346

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