Es ist Wahlkampf. Zehn Tage noch. In Vorarlberg ist und bleibt die Zuwanderung ein zentrales gesellschaftliches Thema. Das KirchenBlatt hat die Vorarlberger Spitzenkandidaten der im Parlament vertretenen Parteien zur „Integration“ befragt.

Wolfgang Ölz / Dietmar Steinmair

Zudem hat die katholische Nachrichtenagentur „kathpress“ die wahlwerbenden Parteien um Stellungnahmen zu folgenden Themen gebeten: „Abtreibung“, „Asyl“, „Euthanasie“, „Entwicklungszusammenarbeit“, „Familie“, „Sonntag“ sowie „Staat und Kirche“. Mehr dazu auf u www.kathpress.at/wahl2013

Tipp: Gesellschaftspolitischer Stammtisch zu den Nationalratswahlen:
Mo 23. September, 20 Uhr, Kolpinghaus Dornbirn.

Das sagen die Kandidaten zum Thema "Integration"

 Kopf Karlheinz, ÖVP Karlheinz Kopf, ÖVP

Was bedeutet für Sie persönlich „Heimat“, was „Zuwanderung“?
Heimat fühlt man in der Kindheit dort wo man aufwächst. Später fühlt man sich heimisch, wo man lebt und von der Umwelt angenommen wird. Heimat gibt einem Sitz im Leben. Heimat muss man sich immer auch erarbeiten, sie fällt einem nicht zu.
Zuwanderung ist Verlegung seiner Heimat an einen anderen Ort, in ein anderes Land. Für Österreich ist Zuwanderung eine wirtschaftliche Notwendigkeit und eine gesellschaftliche Herausforderung.

Bitte ein Beispiel für gelungene Integration!

Gelungene Integration ist immer dann der Fall, wenn es nicht darum geht, woher man kommt, sondern was man bei uns leistet: in der Bildung, im Beruf, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft.

In welchen Bereichen liegen zukünftig die größten Herausforderungen für Integration?
Die Basis für Integration muss stimmen: Das sind vor allem Deutsch-Kenntnisse und das Bekenntnis zu Demokratie und Rechtsstaat. Ohne das, und ohne die Bereitschaft, sich hier in Österreich weiterzuentwickeln und seinen Beitrag leisten zu wollen, geht´s nicht.

Mayer Elmar, SPÖ Elmar Mayer, SPÖ

Was bedeutet für Sie persönlich „Heimat“, was „Zuwanderung“?
Heimat ist das persönliche Gefühl der Verbundenheit, der eigenen Geschichte, die sich mit jener der anderen vermengt und eine Selbstverständlichkeit erzeugt, in der man/frau sich geborgen, sicher und aufgehoben fühlt.
Zuwanderung ist jene aktive Lebensverlagerung, die sich nicht nur durch den Wechsel des Ortes, sondern auch durch die bewusste Veränderung der Lebensgewohnheiten und Traditionen charakterisiert.

Bitte ein Beispiel für gelungene Integration!
Eine der atemberaubendsten Biographien und Beispiel für „Multiintegration“ ist wohl jenes von Elias Canetti, der gemeinsam mit seiner Frau Veza ein, die Wiener Literatur- und Philosophieszene so bereicherndes, Denk-Paar war.

In welchen Bereichen liegen zukünftig die größten Herausforderungen für Integration?
Menschen in unsere Gesellschaft aufzunehmen, sich von ihren Traditionen bereichern zu lassen und sie auch mit den unseren zu bereichern. Integration bedeutet für Österreich, auf dem Boden der europäischen, säkularen, demokratischen und gleichheitsbezogenen Werte, Gemeinsamkeiten zu gestalten und Neues zu erarbeiten.

Themessl Bernhard, FPÖ Bernhard Themessl, FPÖ

Was bedeutet für Sie persönlich „Heimat“, was „Zuwanderung“?
Heimat bedeutet für mich Familie, das Land in dem ich lebe und dessen Werte, die ich nicht nur akzeptiere, sondern auch lebe.
Die Zuwanderung in unser Land hat nach klaren Regeln gesteuert zu erfolgen, um nachteilige Auswirkungen für unser Wirtschafts- und Sozialsystem zu verhindern.

Bitte ein Beispiel für gelungene Integration!
Beispiele für erfolgreiche Integration gibt es viele. Leider müssen wir aber immer noch feststellen, dass es einzelne Migrantengruppen gibt, die nicht Teil unserer Gesellschaft sein wollen. Diesen muss man klar machen, dass sie ohne notwendige Integration keine Zukunftschancen in diesem Land haben.

In welchen Bereichen liegen zukünftig die größten Herausforderungen für Integration?
Was das Engagement von Migranten-Eltern im Hinblick auf eine aktive Unterstützung ihrer Kinder in ihren Bildungskarrieren betrifft, haben wir Defizite. Wir müssen diese Eltern mit Nachdruck dazu bewegen, die Bildungschancen in unserem Land für ihre Kinder zu nutzen. Wir fordern daher die Verknüpfung von staatlichen Familienleistungen mit der aktiven Unterstützung der Bildungskarrieren der Kinder. 

Walser Harald, die Grünen Harald Walser, Die Grünen

Was bedeutet für Sie persönlich „Heimat“, was „Zuwanderung“?
Ubi bene, ibi patria. Zugewandert sein kann auch ein Vorarlberger in Wien. Oder umgekehrt.

Bitte ein Beispiel für gelungene Integration!
Dazu eine Geschichte. Im Zuge der Grünen Regierungsbildung kehrte ein in Wien sesshaft gewordener junger Tiroler zurück nach Innsbruck. Eines Tages schrieb er Folgendes ins Facebook: „Ich fand es zuerst ein bisschen komisch, dass mir mein türkischstämmiger Friseur erklärt hat, welche Landesbeamten mit welchen Unternehmern verwandt sind. Dann wurde mir klar: Der ist schon länger hier als ich.“

In welchen Bereichen liegen zukünftig die größten Herausforderungen für Integration?
Wir brauchen Integrations- und Begleitprogramme ab dem ersten Tag. Diskriminierung ist ein massives Integrationshindernis und muss durch wirksame Antidiskriminierungsgesetze verhindert werden. Damit sich Menschen rasch einleben, brauchen sie leistbare Deutschkurse in Wohn- und Arbeitsnähe. Und bitte hören wir doch endlich damit auf, Ausländer selbst zu produzieren: geben wir hier geborenen Kindern von seit Jahren legal in Österreich lebenden und arbeitenden Menschen die Staatsbürgerschaft.

Dorn Manfred, BZÖ Manfred Dorn, BZÖ

Was bedeutet für Sie persönlich „Heimat“, was „Zuwanderung“?
Heimat ist keinesfalls nur ein Ort, eine Gegend oder eine Region. Heimat bedeutet vielmehr Vertrautheit im umfassenden Sinn. Heimat wird nicht nur ererbt, man muss sie sich auch seelisch und geistig erwerben und erarbeiten. Die Verbundenheit mit Gegenwärtigem und Vergangenem, mit materiell Greifbarem und Immateriellem und die Bereitschaft, dafür einzustehen, all das macht in der Summe erst „Heimat“ aus. Zuwanderung ist hingegen der legitime Wunsch von Menschen, die sich nach Frieden, wirtschaftlicher Verbesserung oder nur dem zeitlich befristeten Kennenlernen anderer Länder und Kulturen sehnen. Es gibt ein Recht auf Heimat, aber kein Recht auf Zuwanderung.

Bitte ein Beispiel für gelungene Integration!
Gastarbeiter aus dem früheren Jugoslawien und ein Teil der Gastarbeiter aus der Türkei haben sich ausgezeichnet integriert.

In welchen Bereichen liegen zukünftig die größten Herausforderungen für Integration?
Wer die Landessprache nicht beherrscht, dem bleibt auch der Zugang zu den Bildungsangeboten versperrt bzw. er kann diese Angebote nicht nutzen, verwerten oder umsetzen.

Hagen Christoph, Team Stronach Christoph Hagen, Team Stronach

Was bedeutet für Sie persönlich „Heimat“, was „Zuwanderung“?
Für mich ist es wichtig, dass Zuwanderer in Österreich eine neue Heimat finden. Dies heißt mit klaren Worten, dass sie sich in die Gesellschaft integrieren und somit ein Teil dieser Gesellschaft werden. Sie sollen sich als Österreicher fühlen und ihren Beitrag für diese Gesellschaft leisten.

Bitte ein Beispiel für gelungene Integration!
Der Integrationsbeauftragte des Team Stronach für Vorarlberg Achmed El Bitar (gebürtiger Ägypter),  Student an der FH Dornbirn (kurz vor dem Abschluss), sieht seinen Lebensmittelpunkt in Vorarlberg und fühlt sich als Vorarlberger. Er will sich hier im „Ländle“ etwas aufbauen (Wohnung/Haus, Job), eine Familie gründen und auch im „freiwilligen Bereich“ tätig werden. Seine guten Sprachkenntnisse sind der Schlüssel dazu, welche er selbständig erlernt hat!

In welchen Bereichen liegen zukünftig die größten Herausforderungen für Integration?
Im „Wollen“ der Zuwanderer und in der Überzeugung, welche Vorteile durch gelungene Integration „ALLE“ (auch wir „Einheimischen“) davon haben! Integration muss ein Miteinander sein, sowohl nehmen, wie auch geben.