Vorarlberger Volksblatt, Bistumsblatt für Tirol und Vorarlberg, Tiroler Sonntagsblatt, Rosenheimer Sonntagszeitung - alle diese Zeitungen bilden eine Brücke über die Jahre 1938-1945 bis zur ersten Ausgabe des Kirchenblattes für Tirol und Vorarlberg, das seit 1945 wöchentlich erscheint.

Michael Fliri

Bis zum Jahr 1938 erfolgten Mitteilungen und Nachrichten aus dem kirchlichen Leben durch das „Vorarlberger Volksblatt", das eine eigene Rubrik „Kirchliche Nachrichten" beinhaltete. Redakteur des Vorarlberger Volksblattes war der Geistliche Georg Schelling, der bereits am 21. März 1938 verhaftet wurde und erst 1945 aus dem Konzentrationslager Dachau zurückkehren konnte. Das Vorarlberger Volksblatt, seit vielen Jahrzehnten das Flaggschiff der katholischen Presse in Vorarlberg, stellte seine Arbeit ein.

Ersatz für Tirol ... Am 15. Mai 1938 erschien die erste Nummer des „Bistumsblatt für Tirol und Vorarlberg", herausgegeben vom bischöflichen Seelsorgeamt der Apostolischen Administratur Innsbruck. Im Geleitwort heißt es: „Kirchenblatt? Viele von euch werden vielleicht nicht recht wissen, was ein Kirchenblatt eigentlich ist und warum und wozu ein solches herauskommt. In vielen Diözesen von Deutschland gibt es seit langer Zeit schon solche Kirchenblätter. Da lesen die Leute das ‚Würzburger Sonntagsblatt‘, die ‚Katholische Kirchenzeitung für Aachen‘, den ‚Bonifatiusboten‘, das ‚Regensburger Bistumsblatt‘ usw. Fast jede Diözese hat ihre eigene Zeitung und die Katholiken lesen sie wirklich gern. So soll‘s auch bei uns jetzt sein. [...]"

... und Vorarlberg? Generalvikar Franz Tschann in Feldkirch war über diese Entwicklung nicht ungeteilt glücklich. Er schrieb an den Vorarlberger Klerus: „Im Pressewesen Vorarlbergs erfahrene Priester haben sich in der vergangenen Woche in Feldkirch zu einer Besprechung zusammengefunden, und es wurde dabei allgemein die Herausgabe eines kirchlichen Nachrichtenblattes als Notwendigkeit empfunden. Die Konferenz war auch der Meinung, dass für Vorarlberg ein eigenes Blatt erscheinen sollte, weil nur ein Vorarlberger Blatt der Volksseele Vorarlbergs nahezukommen vermag und auch imstande wäre, mit solchen Bevölkerungskreisen seelsorglich Fühlung zu bekommen, denen ein politisch gerichtetes Blatt bisher fremd geblieben ist."

Politischer Druck. Generalvikar Tschann führte weiter aus, dass im inzwischen eingerichteten Gau Tirol-Vorarlberg nur eine Pressepolizeistelle in Innsbruck bestand, die den Standpunkt vertrete, dass „in einem Bistum nur ein Bistumsblatt bestehen dürfe." Er schließt seine Ausführungen mit dem Satz: „So dringend auch das Bedürfnis nach einem Kirchenblatt erscheinen mag, so kann Vorarlberg doch eine zuwartende Stellung einnehmen." - Die nächsten Jahre sollten zeigen, dass die katholische Presse in Tirol und Vorarlberg wenig Chancen hatte. Gauleiter Hofer setzte seine antikirchliche Politik unnachsichtig um, das Tiroler Bistumsblatt wurde rasch wieder eingestellt.

Eingeschränkte Nachrichten. Als Ersatz wurde im Herbst 1938 das „Tiroler Sonntagsblatt" empfohlen; dieses erschien in Kufstein, es sollte aber eine eigene kleine Redaktion für Vorarlberg geben: „Alle Berichte müssen sich auf das rein religiöse Gebiet beschränken und bis Mittwoch abends jeweils bei der Redaktionsstelle einlaufen. Es kommen in Betracht: kurze Nachrichten über gottesdienstliche Feiern, Firmung, Wallfahrten, Volksmission, Exerzitien, Priesterjubiläum, Kirchen- und Kapellenbau und Restauration, goldene oder silberne Hochzeiten mit Angabe der Kirche, wo sie stattfinden, sämtliche Todesfälle von Katholiken, die in der kath. Gemeinschaft lebten (nicht Ausgetretene), etwa nach dem Muster: Bregenz, Adam Weber, ledig, 46 Jahre, Radunfall. Also nur Alter, Stand, Ort und besondere Todesart." Weiter hieß es: „Die nun einsetzende Werbung soll unauffällig (nicht von der Kanzel aus), klug und den örtlichen Verhältnissen angepasst erfolgen. Es werden den Pfarrämtern unaufgefordert und auf Bestellung Probenummern zugesandt, die sie auf geeignete Weise, beim seelsorglichen Hausbesuch oder durch Vertrauensleute abgeben können. Der Verwaltungsstelle gemeldete Probeadressen werden mit der Post geliefert." - Das Tiroler Sonntagsblatt erschien bis Herbst 1939. Wiederum als Ersatz diente ab 1940 die „Rosenheimer Sonntagszeitung", die auch die kirchlichen Nachrichten Vorarlbergs enthielt. Das Erscheinen dieser Zeitung musste 1941 eingestellt werden.

Neuanfang 1945. Am 2. September 1945 konnte schließlich das neu gegründete „Kirchenblatt" erscheinen, herausgegeben und verlegt vom Seelsorgeamt der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch. In der ersten Nummer, die einen Umfang von vier Seiten hatte, hieß es: „Nun ist es da und will als ein guter Hausfreund bei Euch bleiben, will Freude und Sorgen mit Euch teilen und mithelfen, Euch die Schönheit des Glaubens mehr und mehr zu zeigen, will das Glück derer schildern, welche die Kraft aufbringen, aus ihrer religiösen Überzeugung heraus das Leben zu gestalten."

Eigenständigkeit 1969. Das „Kirchenblatt für Tirol und Vorarlberg" teilte sich mit der Errichtung der Diözese Feldkirch 1968 in das „Kirchenblatt für Tirol" und das „Vorarlberger KirchenBlatt". Letzteres wurde erstmals am 2. März 1969 als eigenständiges Medium unter der Chefredaktion von Prof. Anton Fussenegger herausgebracht. Das Vorarlberger KirchenBlatt erscheint bis heute wöchentlich und berichtet über das kirchliche Leben innerhalb der Diözese Feldkirch und darüber hinaus.

 (aus dem KirchenBlatt Nr. 38 vom 17. September 2015)