Was bedeutet „Mission“ und wie kann sie sich heute verwirklichen? Diese Frage gaben wir an echte „Expert/innen“ weiter, an Vorarlberger/innen, die in der Mission tätig sind. Hier ihre Antworten.

Am Weltmissionssonntag wird Chance und Verantwortung von Weltkirche bewusst.

Patricia Begle

Ich bin Bischof für alle
Erwin Kräutler, Altamira/Brasilien

Ich sitze gerade noch am PC und bin kurz vor der Abreise. Ich werde die kommenden zwei Wochen bei den Gemeinden am Oberlauf des Flusses verbringen, wohl jeden Tag an einem anderen Ort. Aber diese Gemeindebesuche sind für mich das Herzstück meiner Mission als Bischof. Der ganz persönliche Kontakt mit dem Volk, ganz besonders mit den Menschen an der Peripherie ist mir unendlich wichtig. Als ich vor mehr als dreißig Jahren zum Bischof ernannt wurde, haben mich die Leute gebeten, ich möge kein Schreibtischbischof sein, sondern sie immer wieder besuchen, damit ich erfahre, wie es ihnen wirklich geht.
Diesen Wunsch versuche ich zu erfüllen und es ist für mich jedes Mal eine tiefe Erfahrung, die Leute anzuhören, mit ihnen beisammen zu sein und dann Eucharistie feiern zu können, meistens mit Firmung verbunden.
Meine Mission verstehe ich im Sinne des Missionsdekretes des II. Vatikanischen Konzils „Ad  Gentes“: „Die Kirche ist von Christus gesandt, die Liebe Gottes allen Menschen und Völkern zu verkünden und mitzuteilen“ (AG 10). Es geht nicht nur um eine verbale Verkündigung sondern um den ganz konkreten Einsatz für alle Menschen, insbesondere auch für die indigenen Völker. Ich bin Bischof für alle.
Liebe Grüße, Erwin

Halt in Gott finden
Laurentius Bischof, Candelaria/Philippinen

Ich bin hier gesendet in der Provinz Zambales und hier unter der Landbevölkerung als Priester tätig in der Pastoral. Durch die Erfahrung vieler armer Fischer und Kleinbauern baute ich in den letzten Jahren ein Kinder-Mutter-Programm auf, das ich von meinen vielen Jahren pastoraler Arbeit in Brasilien kennengelernt habe. Dies hilft vor allem unterernährten Kindern. Auch gehe ich an Schulen, um die Jugendlichen zu einer geistlichen Ausbildung einzuladen, da ich bemerkte, dass die Jugendlichen - vor allem an den öffentlichen Schulen - kaum spirituell betreut werden, und doch einen Halt in Gott finden möchten. So ist eine Gebetsbewegung entstanden: Angelusyouth - Jugendliche, die füreinander beten und Freundschaft mit dem hl. Schutzengel aufbauen und selber zu einem Schutzengel für die anderen werden möchten.
Missionsarbeit ist für mich Teilnahme am Leben der Menschen, und ein Erleben der Gegenwart Jesu und der hl. Kirche in ihren Freuden und Leiden.
Ich wünsche euch alles Gute. Denkt ein wenig an uns, wir haben gerade einen starken tropischen Sturm. Vor zwei Wochen sind schon 30 Leute bei den Regenfällen umgekommen.
Euer P. Laurentius Bischof

Heilend wirken
Melitta Kaufmann, Jerusalem/Israel

Ich bin seit 1962 Salvatorianerin. Seit 2004 lebe und arbeite ich in Emmaus-Qubeibe, einem Haus für kranke und behinderte Frauen, elf Kilometer westlich von Jerusalem. Unser Sendungsauftrag, den wir von unserem Gründer, Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan erhielten, lautet: In allem, was wir tun und sind, Christus als den Heiland zu bezeugen. Unsere Sorge gilt stets dem Heil des ganzen Menschen, egal welcher Religion und Kultur er angehört. Ich bin von der Gemeinschaft dazu gesendet, Menschen mit Behinderung zu betreuen, sie etwas von der Fülle der Liebe Gottes spüren zu lassen und heilend auf sie zu wirken.
Lieben Gruß aus dem Hl. Land sendet Ihnen
Sr. Melitta Kaufmann SDS


Hinhören und beobachten
Georg Nigsch, Loja/Ecuador

Die Voraussetzung für jede christliche Mission ist eine enge Beziehung zu Jesus Christus. Diese Christusbeziehung und der Missionsauftrag kommen in meiner Taufe/Firmung sakramental zum Ausdruck. Einerseits fordert der Sendungsauftrag von mir täglich ein feinfühliges Hinhören und Beobachten der Lebens- und Denkweisen der anderen. Anderseits bin ich im Laufe meines Lebens zur Überzeugung gekommen, dass der katholische  Glaube die beste Grundlage für ein gelingendes Leben und die Voraussetzung für das ewige Leben ist. Wenn junge Leute im Vorhinein wüssten, wie erfüllend die Priester- und Missionsberufung sind, würden sich wahrscheinlich mehr für diesen Weg entscheiden.
P. Georg Nigsch

Helfen, wo wir können
Regina Bachmann, Ixopo/Südafrika

Das Sacred Heart Home hat sich von Anfang an, seit 90 Jahren, dem Gebetsapostolat gewidmet, da es damals für unsere älteren und kranken Missionsschwestern  gebaut wurde. Das ist bis jetzt der Fall. Zur selben Zeit wurden Schulen für die Mischlinge errichtet, die seit 1994 vom Staat übernommen wurden. Auch seit 1994, dem Ende der Apartheid, ist ein Slum in Gehnähe und wir unterstützen dort einen Kindergarten, Straßenkinder und helfen Schülern mit Nachhilfestunden, Essen, Schuluniformen etc. Die Not rundum ist groß und wir helfen, wo wir können.
Mit vielen Grüßen,
Ihre Sr. Regina Bachmann


Von der Liebe Gottes hören
Maria Hammerer, Slavgorod/Westsibirien

Wir Anbeterinnen des Blutes Christi arbeiten seit 1995 in der Kleinstadt Slavgorod. Unsere Hauptaufgabe sind pastorale Tätigkeiten, wie Kinder- und Jugendkatechese, Wortgottesdienste, Sakramentenvorbereitung, Bibelunterricht für Behinderte, Gestaltung der Gottesdienstfeier etc. Daneben arbeiten und organisieren wir zusammen mit den staatlichen Behörden Aktionen wie die Kindersuppenküche (eine warme Mahlzeit für Schulkinder), warme Kleider und Schuhe für Schulkinder, Brot, Lebensmittelpakete, Kohle und Holz für arme bzw. kinderreiche Familien und vieles mehr.
Unsere Pfarre besteht aus Slavgorod und den im Umkreis von 300 km liegenden Dörfern. Wir fahren zu zweit, oft auch mit dem Priester in die Dörfer und halten Religionsstunden und Vorbereitungen auf die Sakramente. Diese Fahrten, im Sommer oft bei plus 40 Grad und im Winter bei minus 40 Grad sind eine große Herausforderung für uns und das Fahrzeug. Die Räume, in denen wir uns oft mit den Kindern treffen, sind schlecht oder wenig geheizt und trotzdem versammeln sie sich, um etwas von der Liebe Gottes zu hören und miteinander Gemeinschaft zu erleben.
Mit liebem Gruß, Sr. Maria Hammerer

Dass Einheit wachsen kann
Martha Bertsch, Nazareth/Israel

„Zieh deine Schuhe aus, der Ort wo du stehst ist heiliger Boden.“ Diese Worte, die Gott  mitten in der Wüste an Moses gerichtet hat, werden mehr und mehr zum Motto für meinen Dienst im Hl. Land. Es ist unser Auftrag „das Evangelium zu verkünden durch unser Sein, um so beizutragen, dass Einheit wachsen kann, wo immer wir stehen.“
Israel, Palästina, ein Land in dem einst Jesus Seinen Frieden und die Sehnsucht nach  Einheit verkündet hat, liegt - in der Verwirklichung dieser Botschaft - bis heute in den Geburtswehen. In Nazareth, dieser quirligen, arabisch geprägten Stadt, in der ich das „Pilgerhaus Abuna Faraj“ leite, gibt es Begegnungen mit Menschen verschiedener Kulturen und Religionen, Pilger aus aller Welt treffen ein.
Dieses „Schuhe ausziehen“ ... in Offenheit dem Anderen begegnen, sich drunter stellen, Hörende, Lernende sein, Respekt vor der anderen Kultur und Religion ... zu leben, ist eine schöne und ständige Herausforderung!
Sr. Martha Bertsch


Nun bleibt das Beten
Sr. Wendeline Fessler CPS

Ich kam in den fünfziger Jahren in die Mission in das damalige Rhodesien. Ich war Haushaltsschwester und habe 45 Jahre auf verschiedenen Missionsstationen die Küche geleitet, meistens fürs Missionspersonal, Schwestern, Patres und Brüder, und einige Jahre die große Schulküche für das Internat. 
Neben der Küchenarbeit gab es immer noch andere Nebenposten wie Gästezimmer, Garten, Hühner und Schweine. Bei allen Arbeiten waren junge Mädchen und Frauen zur Hilfe dabei.
Eine besondere Freude war es immer für mich, wenn ich Pakete von meinen Verwandten und Freunden bekam, durch die ich manchen Blinden und Armen helfen konnte.
Nun bin ich im Provinzhaus und verbringe da meinen Lebensabend mit Beten und manchen kleinen Leistungen, wie Pflanzen und Giessen von Blumen, die fuer Schmuck in der Kapelle und im Haus verwendet werden.
Schwester Wendeline Fessler CPS