„Dem Licht entgegen“ prangt über dem Bregenzer Festspielsommer 2013. Den Anfang machte man mit Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. Und das Licht, das geht da nicht nur den Herren der Schöpfung auf.

Veronika Fehle

Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ ist bekannt und beliebt. Zu recht hält sie sich seit Jahrhunderten in den Spielplänen der großen Opernhäuser und auch die Bregenzer Festspiele führt sie nach einem qualitativ gelungenen, aber zahlenmäßig angeschlagenen „André Chenier“ wieder dem Licht entgegen. Und es stimmt ja auch, man wird mit Mozart gut unterhalten. Stellt sich nur die Frage, ob das wirklich alles ist.

So ein Durcheinander
Fangen wir einfach einmal ganz vorne an, beim Libretto, das - ganz ehrlich und nüchtern betrachtet - ein ziemliches Durcheinander ist. Egal, wo man den Stoff auch packt, ganz zu fassen bekommt man ihn nicht. Die Bösen sind nicht so böse, die Guten nicht so gut wie sie scheinen. Die Mutter ist zu Recht erbost, der Tochter-Räuber brüstet sich als Held. Dann plötzlich dreht sich alles und es wird sichtbar, worum es allen eigentlich geht. Nicht um ungezügelte Natur, nicht um reine Vernunft, nein - um Macht. Und zwar beiden, Sarastro und der Königin der Nacht. Irgendwo dazwischen stehen dann auch die beiden Paare, die sich finden sollten. Natürlich erst, nachdem sie geläuterte Menschen geworden sind. Wobei, auch das greift ja nicht. Denn Papageno kann man vieles nachsagen, nur nicht, dass es sich bei ihm um einen vernünftigen Charakter handelt. Glücklich allerdings ist er, vielleicht sogar glücklicher als sein vernünftiges Gegenüber. Denn es ist doch Irrsinn, Liebe mit Vernunft aufwiegen zu wollen. Und so beißt sich die Katze in den Schwanz, während wir wohl als eine wirkliche Erkenntnis der Zauberflöte akzeptieren, dass eben auch die Vernunft an ihre Grenzen stößt. Die Liebe ist so eine Grenze, der Glaube eine andere.

Es lohnt sich, unvernünftig zu sein
Was auch immer bleibt oder nicht bleibt von der Mozart‘schen „Zauberflöte“, am Schluss stehen da Tamino und Pamina, Papagena und Papageno. Zwei Männer und zwei Frauen, die zueinander gefunden haben und damit eins werden. Vernunft, Macht und Kalkül strecken die Waffen. Denn, und hier sei mit Pamina gesprochen: „Zwei Herzen, die von Liebe brennen, kann Menschenohnmacht niemals trennen. Verloren ist der Feinde Müh‘, die Götter selbsten schützen sie.“ Ein versöhnlicher Denkansatz, der es lohnt, die Unvernunft zu versuchen. Aber da muss Sarastro wohl erst noch ein Licht aufgehen.

„Die Zauberflöte“ ist bei den Bregenzer Festspielen noch bis 18. August zu sehen:
www.bregenzerfestspiele.com

(aus KirchenBlatt Nr. 30 vom 25. Juli 2013)