Seit 2012 gibt es Pastoralteams, 20 Pfarren in Vorarlberg haben mit dieser Leitungsform bereits Erfahrungen gesammelt. Vergangene Woche trafen sich im Altacher Pfarrzentrum 30 Pfarrgemeinderäte und Priester zum Erfahrungsaustausch. Er zeigte: Pastoralteams sind eine Bereicherung.

Kurz gefragt: Was ist dr Gewinn der Pastoralteams? 
Zur Sache: Leitung - Funktionen und Gremien

Caroline Begle 

Die Idee, Pastoralteams und Pfarrbeauftragte einzuführen, entstand 2012 aus dem dreijährigen Prozess „Die Wege der Pfarrgemeinden“. Ingrid Troy aus Bezau war als Dekanatsvertreterin an diesen Gesprächen beteiligt: „Das erfreulichste Ergebnis war für mich das Pastoralteam. Es gibt nun ein Gremium, in dem Menschen aufgrund ihrer Kompetenz und Erfahrung vertreten sind und nicht nur aus einer gewählten Ehre heraus.“ Bezau startete 2012 mit dem Pastoralteam, das als eine Art Leitungsteam angedacht ist und sich für das pfarrliche Leben verantwortlich fühlt.
Praktische Umsetzung. „Im Pastoralteam werden die Entscheidungen und Vorgaben des Pfarrgemeinderates in die Praxis umgesetzt“, erklärt Pfarrkoordinatorin Ulrike Amann. „Wenn beispielsweise im PGR beschlossen wird, dass bei Beerdigungen eine Aufbahrung in der Kirche möglich sein soll, nimmt das Pastoralteam Kontakt auf mit den betroffenen Stellen wie Bestatter, Priester, Mesner, Floristen, kümmert sich um die passende Position und beschließt eine einheitliche Regelung, die dann kommuniziert wird.“

Beauftragte
Auch Günther Willi aus Egg hat gute Erfahrungen gemacht: „Organisatorisch läuft Vieles leichter.“ Er ist als sogenannter Pfarrbeauftragter Teil des Pastoralteams. Pfarrbeauftragte vertreten jeweils einen der drei Themenfelder Liturgie, Diakonie und Verkündigung und begleiten die engagierten Personen und Arbeitskreise aus diesen Bereichen. Außerdem sind sie Mitglied im Pfarrgemeinderat, bereiten PGR-Sitzungen vor und überlegen, welche Themen dort besprochen werden sollen.

Nah am Geschehen
Sylvia Ulmer von der Pfarre Thüringen ist Beauftragte für den Bereich Diakonie. „Ich bin Anlaufstelle für Fragen und Anliegen für die sozial Engagierten und bringe die Themen der Diakonie immer wieder in den verschiedenen Gremien ein“, erklärt sie. Im Sozialkreis werden die unterschiedlichsten Aktivitäten organisiert, von der Sternsingeraktion über die Flüchtlingshilfe, den Adventbasar oder die Caritas Haussammlung. „Für meine Tätigkeit als Pfarrbeauftragte ist das Pastoralteam sehr hilfreich, weil ich dadurch die Möglichkeit zum Austausch habe“, so Sylvia Ulmer. Durch regelmäßige Treffen können anstehende Themen, Aufgaben und Anfragen zeitnah besprochen und koordiniert werden.

Zeit für strategische Themen und Seelsorge
Durch das Pastoralteam bleiben die pastoralen Grundaufgaben Diakonie, Liturgie und Verkündigung sowie die Ehrenamtlichen also gut im Blick. Ein weiterer Vorteil für diese neuen Funktionen ist, dass Pfarrgemeinderäte sich weniger mit den Alltagsaufgaben ihrer Pfarre beschäftigen und mehr Zeit für die strategischen Themen verwenden können. Jene, die bereits Erfahrungen mit Pastoralteams gemacht haben, freuen sich außerdem, dass Alltagsthemen leichter und schneller koordiniert und organisiert werden können. Die Priester können darüber hinaus Teile ihrer Leitungsverantwortung delegieren und sich für seelsorgliche Tätigkeiten freispielen. Werner Witwer, Pfarrer im Pfarrverband Nofels-Tisis-Tosters, bestätigt: „Für mich ist die Arbeit mit den drei Pastoralteams keineswegs belastend, sondern eine Freude. Es sind hier nicht einzelne Personen, sondern ein Team, das die Arbeit trägt. Ich werde von diesen Teams unterstützt in dem Sinn, dass ich nicht alles machen muss.“

Skizze, die Spielraum lässt
Die bestehenden Pastoralteams in den Pfarren zeigen, dass sich die neue Struktur in der Praxis ohne großen Aufwand umsetzen lässt. „Das Konzept ist eine Anregung, eine Skizze, die die Verantwortlichen jeder Pfarre prüfen und für ihre eigene Situation anpassen sollen“, erklärt Thomas Berger-Holzknecht vom Pastoralamt der Diözese. „Es lässt sehr viel Spiel- und Gestaltungsraum und jede Pfarre hat die Freiheit, diese Skizze mit ihren Möglichkeiten und nach ihren Bedürfnissen  auszugestalten.“

Was ist der Gewinn der Pastoralteams?

Benno Elbs, Bischof:
„Pastoralteams sind wichtig, weil die lebendige Pfarre in Zukunft von allen Getauften mitgetragen werden wird. Und sie entlasten unsere Priester, wenn wir die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen.“

Ingrid Troy, Liturgiebeauftragte in Bezau:
„Wenn das Pastoralteam gut zusammenarbeitet, können Alltagsthemen und Wehwehchen in einer Pfarre rasch und unkompliziert behandelt werden.“

Günther Willi, Verkündigungsbeauftragter in Egg:
„Für mich gehören alle zur Pfarre, auch jene, die den Gottesdienst nicht besuchen. Als Verkündigungsbeauftragter kann ich mit Veranstaltungen und Aktionen genau diese Leute ansprechen.“

Ulrike Amann, Pfarrkoordinatorin Dornbirn-St. Christoph:
„Unser Pastoralteam ist Auge und Ohr der Pfarre. Es schaut genauer auf die Stimmung, Wünsche, Kritik in der Gemeinde und sucht gemeinsam nach Lösungen.“

ZUR SACHE

Leitung: Funktionen und Gremien

Pfarrer
Der Pfarrer trägt die Letztverantwortung und ist für die Seelsorge und die geistliche Leitung der Pfarrgemeinde zuständig.

Pfarrbeauftragte
Die Pfarrbeauftragten vertreten die drei pastoralen Grundaufgaben Diakonie, Liturgie und Verkündigung im Pastoralteam und im Pfarrgemeinderat. Sie vernetzen und begleiten die Ehrenamtlichen, die sich in diesen Bereichen engagieren.

Pastoralteam
Das Pastoralteam besteht - je nach Anforderungen der Pfarre - aus dem Priester, den Hauptamtlichen bzw. einer Person aus dem Pfarrbüro, einer Vertretung aus Pfarrgemeinderat und Pfarrkirchenrat sowie den drei Pfarrbeauftragten. Unter den Laien wird eine Person bestimmt, die die Treffen leitet. Das Team kümmert sich um Alltagsfragen, organisiert und koordiniert pfarrliche Aktivitäten und vernetzt die Verantwortlichen. Dafür trifft es sich alle zwei bis vier Wochen.

Pfarrgemeinderat
Der Pfarrgemeinderat (PGR) beschäftigt sich mit strategischen pastoralen Fragen, Personalthemen und der Gemeindeentwicklung. Er ist die Vertretung der Pfarre und beauftragt das Pastoralteam und die Pfarrbeauftragten.

Pfarrkirchenrat
Der Pfarrkirchenrat (PKR) trägt die Verantwortung für die finanziellen und wirtschaftlichen Belange der Pfarre.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 17 vom 27. April 2017)