Zum Nikolausfest gehört auch der Knecht Ruprecht bzw. der Krampus - Symbolgestalten des Teufels und der dunklen Mächte. Burkhard Ellegast, redigiert von Klaus Gasperi und HP. Kathrein.

Sich den Teufel dienstbar machen

Die Lichtgestalt des Heiligen Nikolaus wird - wie andere Heilige auch - von Teufeln begleitet, die ihm dienstbar sind.
zu: Buchtipp: "Der Weg des Raben"

Gerade in diesem Jahr ist deutlich geworden, dass das Helle, Lichte vom Dunkeln begleitet ist. Jetzt sind sie wieder zu hören: die „Tuifl“ mit ihren Rasseln und Ketten. Ihre Masken machen Angst. Aber sie sind nicht nur auf den Straßen. In vielen Gotteshäusern haben Teufels-Darstellungen ihre Spuren hinterlassen. Was hat es damit auf sich? Der Altabt von Melk versucht in seinem neuen Buch eine Antwort.

Der Strich zwischen Gut und Böse geht mitten durch das Herz eines jeden Menschen, sagt der Schriftsteller Alexander Solschenizyn. Wir machen diese Erfahrung des Bösen täglich nicht nur um uns, sondern auch - gestehen wir es uns ein - in uns selbst. Manches Böse geschieht dabei nicht bewusst. Oft verletzen wir unsere Mitmenschen, ohne es zu bemerken, und in den meisten Fällen wollen wir es auch nicht. Wir gehen dumme Wege und meinen, während wir diese beschreiten, sogar noch, dass sie vernünftig wären.

Unachtsamkeit
Manches Böse geschieht aus Unachtsamkeit. Weil wir in Gedanken gerade woanders sind. Wir verletzen einander auch deshalb so oft, weil wir uns nicht mehr anstrengen wollen - weil man ja so ein gemütlicher Typ ist und vieles nicht mehr wichtig nimmt. Das scheint mir übrigens eine typisch österreichische Krankheit zu sein: „Nur nichts tragisch nehmen.“ Und schon hat man etwas gesagt oder getan. Ob das auch gut war? Das ist vielen Menschen bereits egal.

Ganz bewusst
Manches Böse aber geschieht auch ganz bewusst: Wenn uns jemand wehtut, schlagen wir zurück. Wenn jemand unsere Kreise stört, dann kann er uns kennenlernen. Es gibt aber auch ganz bewusste, eigentlich unmotivierte Böswilligkeiten. Was die Sache noch schwieriger macht, ist die Überzeugung, dass man in seinem „heiligen Zorn“ glaubt, man hätte in seinem bösen Tun sogar noch recht. Ja, man hätte dieses böse Tun sogar im Namen Gottes ausgeführt. Wir erleben das auch heute noch sehr oft in anderen Kulturkreisen und bedenken dabei nicht, dass dies auch in christlichen Bereichen häufig geschieht. Beim Verurteilen anderer Sichtweisen klingt auch hierzulande dieser sogenannte „heilige Zorn“ immer noch nach. Jesus Christus umschreibt die Existenz von Gut und Böse in einem Gleichnis: Ein Sämann sät Weizen, sein Feind sät des Nachts Unkraut in das Feld. Beides beginnt zu wachsen. Erst bei der Ernte, dann wird das Unkraut vom Weizen getrennt. Gut und Böse finden sich also nebeneinander, wachsen miteinander. Im Menschen steckt so viel Gutes, es gibt aber auch das Böse. Die Erzählung vom Paradieses drückt das sehr plastisch aus:

Die bequeme Lösung
Als ob es nicht schlimm genug gewesen wäre, dass wir von Kindestagen an immer von einem zornigen, strafenden Gott hörten, gab uns die Kirche auch noch den Krampus und den Teufel, die Personifikation des Bösen, dazu. In der Hölle saßen sie, der Teufel und seine Kumpane, und quälten die Menschen, die im Leben böse gewesen waren. Vor lauter Teufeln, die böse waren, sich in den Menschen einnisteten und diese zu vernichten drohten, übersah man nur allzu gern, dass in uns allen häufig auch so böse Ansätze da sind, neben all dem Guten. Es kommt gar nicht so sehr auf den Teufel an, sondern auf uns selbst. Wenn wir den Teufel an die Wand malen, dann haben wir einen Schuldigen und können uns selbst zuru¨cklehnen. Wir haben ja keine Schuld. In dieser Gedankenwelt ist es der Teufel, der böse ist und mich armes Menschenkind hineinziehen will.

Das Gewissen - das Göttliche in uns
Wir spüren alle in unserem Gewissen, was gut ist und was böse. Die Erzählungen vom Paradies schildern anschaulich, wie der Mensch sich zum Bösen hingezogen fühlt (Gen 2, 9). Da gibt es den Baum des Lebens, der ein Bild ist für all das Schöne, das die Welt uns schenkt. Da gibt es aber auch den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, von dessen Früchten die Menschen nicht essen durften. Ein Übersetzungsfehler verniedlichte die Sache: „malus“ heißt böse, „malum“ der Apfel. Aus dem Baum des Bösen wurde also der Apfelbaum. Gemeint ist aber nicht, das Erkennen des Menschen wäre böse. Nein.

Auf die Grenze achten
Vielmehr wird dadurch eine Grenze aufgezeigt, die der Mensch nicht ungestraft überschreiten darf. Denn sonst schaden wir uns selbst. Das wird mit der Vertreibung aus dem Paradies ausgedrückt. Es gibt also Grenzen: Tut der Mensch das Falsche, dann muss er auch mit den Folgen seines Tuns leben. Es ist nicht der strafende Gott, der dem Menschen sein böses Tun vergilt, sondern das Tun des Menschen selbst birgt das, was dieser als Strafe empfindet.
Unsere Fantasie hat die Folgen dieses bösen Tuns, zu dem der Gegenpol Gottes verführt, als Strafe ausgemalt. Da sind wir dann in der Welt der Teufel und Dämonen …

Buchtipp

cover-Ellegast-der Weg des RabenBurkhard Ellegast,
Der Weg des Raben
240 Seiten, Ecowin-Verlag,
€ 21,90.

"Dann mach du es anders!"
so sagte ein Mitbruder zu Burkhard Ellegast, als dieser seinen Unmut über das Kloster äußerte.
In der „Weg des Raben” erzählt der Altabt von Melk, wie er der Regel des heiligen Benedikt gefolgt ist. Burkhard Ellegast lässt den Leser an seinem Leben teilnehmen und erzählt von wichtigen Eindrücken und Freundschaften, etwa mit Bestsellerautor Paulo Coelho. Im Wechsel der Zeit hat sich ihm die Regel des Heiligen als Richtschnur bewährt.

Burkhard Ellegast war zunächst Konviktserzieher und Gymnasialprofessor für Latein, Griechisch und Religion - später auch Novizenmeister und Subprior. 1975 wurde er zum Abt des Stiftes Melk gewählt. Er war Initiator der umfassenden Restaurierung des Stiftes.

(aus KirchenBlatt Nr. 48 vom 5. Dezember 2010)