Es sind Menschen, die die Katholische Kirche tragen und sie mitgestalten. Frauen und Männer. Aber wenn es um die Leitung und das Diakonat geht, macht ein einziges Chromosom plötzlich einen großen Unterschied. Und wurde zum Thema beim Gesellschaftspolitischen Stammtisch.

Ein gut gefüllter Saal im Kolpinghaus am Montag dieser Woche zeigte, was insgeheim sowieso schon bekannt ist: Die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche bewegt die Menschen. Sie möchten gerne mitreden, -diskutieren und -entscheiden. Und: das Thema des Frauendiakonats ist noch lange nicht „gegessen“.

Konzil
Ein drittes Vatikanisches Konzil, auf dessen Agenda das Thema des Frauendiakonats steht, wünscht sich der Sozialethiker P. Herwig Büchele SJ vom Papst. Ein Wunsch, dem sich alle auf dem Podium und viele im Publikum nur anschließen können und möchten. „Wenn der Herr selbst der Frau die Botschaft in die Hand legt, wie kann dann die Kirchenleitung oder der Papst sagen, dass Frauen nicht dafür geeignet sind?“, spielt die evangelische Pfarrerin i.R. Sabine Neumann auf Maria Magdalena als erste Zeugin der Auferstehung an.

Blick nach vorne
Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem, dass die Stellung der Frau immer eine schwierige war, weist Pfarrer Wilfried Blum z.B. auf das Wahlrecht hin. Aber auch in der Kirche bedarf es eines Blickes nach vorne. Und dieser stelle nicht nur die Frage nach einem Frauendiakonat, sondern auch danach, ob sich die Rolle und das Bild des Priesters - ob Mann oder Frau - nicht ändern müsse. Oder wie es Blum formuliert: Will der Heilige Geist das Klerikale?

Zärtliche Theologie
Ähnlich sieht es auch Neumann, die zwar möchte, dass Frauen zu diesem „einmalig schönen Beruf“ zugelassen werden, sich gleichzeitig aber auch wünscht, dass „Priester vom hohen Sessel herunterkommen und Frauen niemals aufsteigen“. Frauen würden Texte anders lesen und praktizieren eher eine „zärtliche und hoffnungsvolle Theologie“, an der es in den Gemeinden Bedarf gibt. Und auch wenn den Frauen in der Kirche immer mehr zugetraut wird - ganz haben sie es noch nicht „geschafft“.

Mein Priestertum
Vor 25 Jahren war Gabriela von der Thannen die erste Ministrantin im Dom in Feldkirch. Als Pastoralassistentin kann sie heute auf ihre Art und Weise „ihr Priestertum“ ausleben - soweit es als Frau geht. Und sie ist nicht alleine. Sorgen bereiten ihr dabei nicht nur der Priestermangel, sondern auch der an Pastorlassistent/innen. Die Kirche und vor allem auch die Berufe in der Kirche sind für die Jugendlichen nicht mehr so attraktiv, tönt es auch aus dem Publikum. Wer soll da also noch kämpfen?

Fraueninitiative
Die Frauen!, sind sich Büchele und Blum einig. Und während sich Büchele mehr weibliche Initiative - und vielleicht auch eine „Mitgliederbefragung unter den Frauen zum Diakonat“ wünscht, hat Blum konkrete Vorschläge: Wie wäre es z.B. mit einer Besetzung des Petersplatzes in Rom? Der Hälfte der Menschheit wird eine Zukunft in Amt und Würde verweigert, wird im Publikum festgehalten und zugleich auch die Frage nach einem Menschenrecht gestellt. Dabei leisten Frauen in Kirche und Gesellschaft - abseits von Putz- und Dekorationsdiensten - wichtige Arbeit.

Bedrückend
Schnell ist klar: es ist ein Thema, das bedrückt, persönlich betrifft und verletzt - vor allem deshalb, weil diese Dienste wie etwa die Begleitung Sterbender nahe am Menschen sind und Frauen schlussendlich vom Spenden der Sakramente doch ausgeschlossen sind. Und so ist im Publikum immer wieder eine Aufforderung zu hören: Tut´s doch einfach!

Den Gesellschaftspolitische Stammtisch zum Nachhören finden Sie unter: www.ethikcenter.at